autobahnuniversität / Dietrich Busse - Sprache - Kommunikation - Wirklichkeit: Die Konstruktion des radikalen Konstruktivismus

Dietrich Busse – Sprachwissenschaftler, Soziologe, Philosoph und Politikwissenschaftler – geht in seinem sehr erhellenden Vortrag u. a. der Frage nach, inwieweit bei dem Versuch, Kommunikation und die Funktion sprachlicher Zeichen konstruktivistisch zu verstehen, an die Stelle alter Metaphern (z. B. im Sender-Empfänger-Modell nach Shannon und Weaver) neue Metaphern treten, die nicht minder problematisch werden können. Ist die Theorie autopoietischer Systeme wirklich geeignet, das "Äußerlichwerden des Denkens" in Sprache, die "heraustretende Gemeinschaftlichkeit des Menschen" in Sprache als dem "intersubjektiven Prinzip seines Denkens" (Friedrich Schleiermacher) abzulösen durch ihr Prinzip der "operationalen Geschlossenheit" bei "energetischer Offenheit"? Trägt das Konzept "Autopoiesis" im Untersuchungsfeld sprachlicher Verständigung wirklich Relevantes bei?


Welche Gefahren lauern in eher instrumentalistischen Auffassungen sprachlicher Kommunikation? Oder in Verständnissen von Information als Substanz (die der Konstruktivismus, so Busse, zurecht attackiere)? Welche Pfadabhängigkeiten sind bei den neuen Metaphern zu erwarten bzw. zu beobachten? Ist der eigentliche Gegenspieler des Radikalen Konstruktivismus eher die These der Sprachlichkeit allen begrifflichen Denkens, und nicht die realontologische Erkenntnistheorie? Werden beim Versuch, die Figur des Subjekts zum Verschwinden zu bringen, wichtige und nützliche Fragen der Intersubjektivität leider mit entsorgt?


Busse reagiert hier auch auf Vorträge von Ernst von Glasersfeld und Siegfried J. Schmidt beim großen und auseinandersetzungsfreudigen Heidelberger Konstruktivismus-Kongress im Jahr 1992. Die Autobahnuniversität hat auch diese und andere Vorträge dieses legendären Kongresses aufgezeichnet und für die Öffentlichkeit archiviert.


Dietrich Busse (Jg. 1952) studierte Philosophie, Politische Wissenschaft, Soziologie, Germanistik und Allgemeine Sprachwissenschaft in Bonn, Bielefeld und Heidelberg. Zu seinen Lehrern gehörten u. a. auch Niklas Luhmann und Ernst Tugendhat. Dietrich Busse war bis 2018 Professor für Germanistische Sprachwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Zuvor arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TH Darmstadt und als Professor für Germanistische Linguistik am Institut für deutsche Sprache und Literatur der Universität zu Köln.



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