autobahnuniversität / Heinz von Foerster - Kustodie - Zur Kybernetik 2. Ordnung im Management

Heinz von Foersters "Vortrag zur Dämmerstunde" beim Symposium zu Systemischem Management in den 1990er Jahren könnte man als ein Musterbeispiel gelebter Kybernetik 2. Ordnung sehen. Der Grandseigneur systemischen Denkens und systemtheoretisch inspirierter Forschung dekonstruiert den vorgegebenen Vortragstitel und gelangt zu einer so knappen wie inspirierenden Darstellung wesentlicher Beiträge zu einem neuen konstruktivistischen Denken, das hergebrachte Kausalitäts- und Organisationskonzepte hinter sich lässt.
Grundlegend ist die berühmte Unterscheidung Heinz von Foersters zwischen entscheidbaren und unentscheidbaren Fragen. Die Frage nach der Teilbarkeit einer natürlichen Zahl beispielsweise gehöre zu den entscheidbaren Fragen. Wenn jemand allerdings gefragt werde "Was war die Neurodynamik Shakespeares, als er Hamlet schrieb?" oder "Wie ist das Weltall entstanden?", erfahre man aus der Antwort nicht, wie z.B. das Weltall "wirklich" entstanden sei, sondern erfahre etwas über den, der antwortet.
Im Rückgriff auf wegweisende Neuerungen, die von Ross Ashby, Jean Piaget, Lars Löfgren, Warren McCullough, Gregory Bateson, Walther Nernst, Karl Menger u. a. in das Forschungsdenken eingeführt wurden, führt von Foerster vor Augen, wie unverzichtbar es ist, den Beobachter in das Beobachtungsgeschehen hineinzurechnen, und welche weitreichenden Folgen das für die Konzeptionalisierung von Phänomenen wie Organisation, Selbstorganisation und Ordnung hat.
Neben den inhaltlichen Finessen ist dieser Vortrag auch ein Beispiel für den legendären Humor und Witz Heinz von Foersters, mit dem er komplexe Themen zu behandeln wusste.


Heinz von Foerster (1911–2002) war nach dem Studium der Physik in Wien in verschiedenen Forschungslaboratorien tätig, bevor er 1949 in die USA übersiedelte. An der Universität von Illinois gründete er das inzwischen legendäre Biologische Computer-Laboratorium – die Wiege jener Erkenntnistheorie, die später unter der Bezeichnung „Konstruktivismus“ für Aufsehen sorgen sollte. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, darunter: „Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners. Gespräche für Skeptiker“ (zus. mit Bernhard Pörksen), „Wie wir uns erfinden. Eine Autobiographie des radikalen Konstruktivismus“ (zus. mit Ernst von Glasersfeld) und „Teil der Welt. Fraktale einer Ethik“ (zus. mit Monika Bröcker).



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