autobahnuniversität / Walter Zitterbarth - Erkenntnistheorie und Repräsentation

Walter Zitterbarths beeindruckender Vortrag auf dem Heidelberger Konstruktivismus-Kongress Mitte der 1990er Jahre, von der Autobahnuniversität dokumentiert, macht auf einen problematischen Sachverhalt im konstruktivistischen Verständnis von Erkenntnistheorie aufmerksam, der ohne Berücksichtigung der philosophischen Reflexionsgeschichte nicht gesehen werde, aber Folgen für eine erfolgreiche konstruktivistische Auseinandersetzung mit klassischen Überlieferungen wie dem Repräsentationismus habe. Die alte, aus John Lockes Überlegungen überlieferte Basis-Metapher der Wachstafel als Erkenntnisbasis, auf der die Welt Eindrücke hinterlasse – vereinfacht ausgedrückt – werde nur dadurch geändert – aber eben weiter verwendet – dass man sage, die Wachstafel verforme sich quasi selbst (z. B. Autopoiesis). Auf diese Weise verschiebe sich das erkenntnistheoretische Programm nur scheinbar und führe – wie Zitterbarth beispielhaft an Gregory Bateson, Humberto Maturana, Siegfried J. Schmidt, Gebhard Ruesch und Ernst von Glasersfeld zu zeigen versucht – zu einem inflationären Gebrauch des Begriffes Erkenntnistheorie, aber nicht zu einem Verlassen dieses Programms und seiner Grundmetaphorik.
Zitterbarth schlägt vor, den Konstruktivismus konsequenter, verschärfter auszuführen hin zu einem echten Anti-Repräsentationalimus, wie in beispielsweise Richard Rorty und Thomas Nagel überzeugend vorführten. Naturalistische Begründungsversuche für epistemische Sachverhalte bzw. propositionale Gegebenheiten würden hier klar als nutzlos und zu verabschieden erwiesen. Auch für heutige Debatten in und außerhalb des systemischen Feldes ein nach wie vor hörwürdiger Appell ...


Walter Zitterbarth, Dr., geb. 1950, forschte und lehrte nach dem Studium der Philosophie, Soziologie und Politologie sowie anschließend Psychologie an den Universitäten Erlangen und Marburg; seit 1993 freiberufliche Tätigkeit als Psychotherapeut und Supervisor sowie u. a. als Lehrbeauftragter für Medizinische Ethik am Fachbereich Humanwissenschaften der Philipps-Universität Marburg. 



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