Abhör-"Skandal"

Natürlich kann man sich darüber empören, wenn der deutsche Regierungschef abgehört wird. Aber dass abgehört wird, wenn es möglich ist, sollte niemanden verwundern.


Bei nicht-trivialen Systemen (wie Regierungen und/oder Bundeskanzlerinnen) kann die Vorhersehbarkeit des Verhaltens gesteigert werden, wenn man Zugang zu den internen Prozessen und deren Logik hat.


Die eigene Freiheit beruht immer auf der eigenen Nicht-Durchschaubarkeit. Das weiss jeder, der sich davor fürchtet, verstanden zu werden (das gibt es gar nicht so selten).


Also geht es darum, seine nicht Durchschaubarkeit zu kultivieren - wie es jeder Pokerspieler oder Schizoide praktiziert. Wenn das die Bundesregierung nicht hin bekommt, ist das ein Armutszeugnis.


Wer völlig offen ist, ist nicht ganz dicht - alte systemische Weisheit.


Wenn man seinen Geldbeutel auf einer Parkbank deponiert, sollte man sich nicht beschweren, wenn ein Fremder da reinschaut und womöglich nicht nur rein schaut (bei anderen Banken ist es nicht viel anders).


Den Amis vorzuwerfen, dass man ihnen zu Unrecht blind vertraut hat, ist einfach albern...


Trotzdem erscheint es mir ziemlich blöd von den Amis, die eigenen Freunde kontrollieren zu wollen. Denn das kann ziemlich teure Nebenwirkungen haben. Die sms-Botschaften von Frau Merkel sind die Kosten wahrscheinich nicht wert, die ein allgemeiner Vertrauensverlust gegenüber den USA hat...