Alan Turing

Es ist wieder mal ein Film über Alan Turing in den Kinos, in dem - beeindruckend - dargestellt wird, wie dieser Mensch gegen alle Widerstände seine Idee, Enigma, die Codiermaschine der Deutschen im Zweiten Weltkrieg, zu knacken, realisiert hat ("The Imitation Game"). Es gab schon einmal ein Film zum Thema ("Enigma"), der auch nicht schlecht war.

Was an diesem Film aber im Vordergrund steht, ist die "gestörte" Persönlichkeit Alan Turings. Ein Mathematiker, der offensichtlich - warum auch immer - nur schwer in der Lage ist, die Gefühle anderer Menschen wahrzunehmen und sich in der Interaktion mit ihnen darauf einzustellen. Man würde das heute wahrscheinlich "Asperger Syndrom" nennen. Dem steht eine außergewöhnliche Abstraktionsfähigkeit gegenüber. Das Verhalten von Turing im Film ist noch relativ harmlos, aber es sorgt jedenfalls nicht dafür, dass andere Menschen ihn mögen oder ihn unterstützen. In der Story im Film - die wahrscheinlich wenig mit der Story, wie sie sich in Blechtley Park abgespielt hat, zu tun haben dürfte - findet sich eine Retterin dieses Menschen. Sie schafft es aber auch nicht langfristig...

Warum ich das hier erzähle?

Ich denke, der Film zeigt exemplarisch, dass außergewöhliche Leistungen von Einzelnen nicht "normal" sind. Deswegen darf man auch nicht von ihnen erwarten, sich "normal" zu verhalten. Man bekommt sie nur im Paket. Mir fallen da durchaus Leute ein, die alle Kriterien zur Zuweisung der Diagnose "Arschloch" erfüllen und großartige - aus dem Rahmen fallende - Leistungen erbringen oder erbracht haben. Man muss eben zwischen den Personen und ihrem Werk unterscheiden und sich vor jeglicher Idealisierung oder Heroisierung hüten. Man muss die Leute nicht mögen, deren Werke man mag (oder bewundert).