Alice Schwarzer

Dass Alice Schwarzer jetzt so gejagt wird, ist vor allem wohl dadurch zu erklären, dass viele Leute sich freuen, wenn jemand, der an andere hohe moralische Maßstäbe anlegt, bei irgendwelchen Ferkeleien erwischt wird. Das entlastet von eigenen moralischen Selbstzweifeln, rechtfertigt eigene Schweinereien. Eigentlich müssten wir ethischen Durchschnittsmenschen all diesen gefallenen Engeln dankbar sein.


Trotzdem finde ich diese Hatz ziemlich unappetitlich, auch wenn meine Bewertung von Alice Schwarzer und ihrem jetzt so gern zitierten "Lebenswerk" durchaus ambivalent ist. Denn die Veränderung der Rolle der Frau in der bundesdeutschen Gesellschaft ist sicher nicht das Werk von Frau Schwarzer (auch wenn sie immer unerschrockene und eigensinnige Kämpferin in der ersten Reihe war). Was ich nicht mag, ist ihre unerschütterliche Selbstbezogenheit und ihre Gewissheit, über die einzig wahren Kriterien für moralisch (= politisch) korrektes Verhalten zu verfügen. Richterin, Kommissarin.


Tragisch scheint mir jetzt aber geradezu, wie sie sich bei den Versuchen sich aus dem Loch zu schaufeln, immer mehr einbuddelt. Wer sich verteidigt, klagt sich fast immer an, das sollte sie eigentlich wissen.


Warum sie damals das Geld in die Schweiz geschafft hat? Ich denke, es war konsistent mit all den Werten, für die sie schon immer gekämpft hat: Auch Frauen haben das Recht auf Steuerhinterziehung. All die reichen Jungs haben damals in den 80ern ihr Geld in die Schweiz geschafft, und sie wäre sich einfach ziemlich blöd vorgekommen, wenn sie das nicht auch gemacht hätte (das ist natürlich nur eine Spekulation ...).