Begegnungen mit Spencer-Brown IV (Bloody Mary)

... Er kam zu spät. Das hatte ich erwartet. Aber das hatte weniger mit ihm als mit mir zu tun, denn ich bin meistens pünktlich und außer Schweizern lassen mich in der Regel alle Leute warten. Das hat bei mir aber bislang zu keinerlei Veränderungen des Verhaltens geführt (Lernbehinderung).


Wir gingen in das sehr feine, sehr teuer aussehende Restaurant. Es war auf Fischgerichte spezialisiert. Wir wirkten beide etwas underdressed, was aber keinen von uns zu stören schien. George bestellte eine Bloody Mary (Tomatensaft, Wodka...). Wir plauderten über George's aktuelle Interessen. Er erklärte mir sein Interesse am Buddhismus. Buddha Shakyamuni habe letztlich dasselbe gesagt wie er, GSB, in den Laws of Form. Das fand ich spannend, da ich mich auch lange mit Buddhismus, allerdings in erster Linie mit Zen-Buddhismus (der Paradoxa wegen), beschäftigt hatte. Dass die Laws of Form zumindest zu den Vorrannahmen, die den Übungen des Zen und den Zielsetzungen des Koans zugrunde lagen, passte, leuchtete mir sofort ein.


Apropos Einleuchten: George sprach ziemlich selbstverständlich von seiner/m "Enlightenment". Das machte mich im Kontext der Buddha-Konversation ein wenig misstrauisch, aber ich beruhigte mich damit, dass Enlightenment ja nicht nur Erleuchtung, sondern auch Aufklärung bedeutet und überhaupt mein Englisch viel zu schlecht sei, um den Feinheiten seines Sprachgebrauchs gerecht zu werden.


George sprach viel und gern, und ich hörte mit ambivalenter Faszination zu.


Aber wir redeten auch über Alltägliches. Ich weiss nicht mehr, wie wir auf das Thema kamen, aber irgendwann sprachen wir auch über seine Zähne. Warum er nicht zum Zahnarzt gehe? "Zahnärzte sind so moralistisch!"


Neben "Draw a distinction" mein Lieblingszitat von George Spencer-Brown.