Begegnungen mit Spencer-Brown VII (Bloody Mary, die zweite...)

Alle Gäste kamen etwa zur gleichen Zeit, so dass ich nach den üblichen Bekanntmachungen fragen konnte, was denn jeder trinken wolle.


George sagte nur: "Das weißt Du..."


Ja, er hatte recht, ich wußte es vielleicht nicht, aber es war mir schon am Nachmittag klar, dass ich eigentlich Tomatensaft und Wodka im Haus haben sollte. Aber: ihn abholen, Essen vorbereiten, irgendwas Dringendes im Institut und mit den Kindern erledigen --- ich kam einfach nicht dazu, das Zeug noch einzukaufen. Außerdem war mein Spirituosenvorrat auch nicht zu verachten, und bislang war es mir noch immer gelungen, jeden unserer Gäste mit irgendwas Alkoholischem zufrieden zu stellen.


"Tut mir wirklich leide, aber leider habe ich fast alles außer Wodka und Tomatensaft..."


George: "Das ist ein außerordentliches Zeichen von Missachtung. Entweder Du beschaffst das jetzt, oder ich fahre sofort wieder nach London zurück..."


Meine Versuche - und die der anderen - ihn zu einem anderen Getränk zu verführen, fruchteten nicht.


Ich machte mich auf, um zur nächsten Tankstelle zu fahren, um doch noch zu versuchen den geforderten Göttertrank zu besorgen.


"Du fährst nicht. Du spinnst wohl... Du hast ja eine Meise, wenn Du das jetzt machst!"


Meine ständige Begleiterin wollte mich auf jeden Fall von dieser Demutsgeste abhalten, die ihres Erachtens den Rahmen guter Gastfreundschaft sprengte - mal abgesehen davon, dass sie für solch ein "Affentheater" sowieso nie viel Sympathien aufbringt.


Ich stand zwischen den Fronten. Sollte ich mich für sie oder für ihn entscheiden? Shakespeare hätte seine Freude gehabt. Wer kann mein innneres Drama nachvollziehen?


Ich entschied mich für George und fuhr zur nächsten Tankstelle, wo ich tatsächlich beides bekam... Das Spencer-Brown-in-Heidelberg-Projekt schien erst einmal gerettet. Privat kam ich mit dieser Entscheidung allerdings in größere Erklärungsnöte...