Beziehungsabbrüche

Vor ein paar Tagen war ich mal wieder als Teilnehmer bei einer Fernsehtalkshow (letzten Freitag: Nachtcafé in SWR3).


Gäste waren u.a. auch zwei Damen, die über Beziehungsabbrüche in ihrer Familie berichteten. Die eine erzählte, dass sie die Kommunikation mit ihrer Mutter abgebrochen habe, da ihr die Mutter bzw. der Umgang mit ihr nicht bekommen sei und sie letztlich in die Psychiatrie gebracht habe.


Die andere berichtete, dass sie von ihren Geschwistern aus der Geschäftsführung des Familienunternehmens gedrängt worden sei und dass, was für sie schlimmer sei, auch der Kontakt zur Familie von den Geschwistern gekappt worden sei.


Das sind ja auf den ersten Blick zwei unterschiedliche Szenarien des Beziehungsabbruchs. Doch bei näherer Betrachtung zeigt sich ein gemeinsames Muster: Der Kommunikationsabbruch ist immer Symptom und Eingeständnis einer eigenen Schwäche und Inkompetenz des Abbrechers; im ersten Fall der Unfähigkeit, sich abzugrenzen und den eigenen Selbstwert aufrechtzuerhalten, obwohl andere (hier: die Mutter) signalisieren, man sei nicht ok (etc.); im zweiten Fall dürfte es Ausdruck des schlechten Gewissens sein, weil man die Schwester ihrer Rechte beraubt.


Wenn man sich jemand anderem gegenüber beschissen verhalten hat, so verzeiht man das dem in der Regel nicht - auf jeden Fall will man durch seinen Anblick oder den Kontakt mit ihm nicht immer wieder an die eigenen Miesheit erinnert werden.


Zu solch einer Beurteilung komme ich natürlich nur, weil ich nur eine Seite gehört habe. Aber, wenn die Kommunikation abgebrochen wird, führt das eben immer auch dazu, dass nur noch eine Seite ihre Sichtweise präsentieren kann und gehört wird - und das dürfte letztlich auch der tiefere Sinn des Beziehungsabbruchs sein...