Brennende Botschaften

In Libyen ist die US-Botschaft gestürmt worden, der Botschafter und etliche andere Personen sind getötett worden. Auch in Kairo und im Jemen kam es zu ähnlichen gewlttätigen Demonstrationen.


Ursache: Ein Film, in dem der Prophet Mohammed geschmäht wird.


Gefordert wird eine Entschuldigung der USA für diesen Film, von dem nicht klar ist, wer ihn gedreht hat (offensichtlich ein Idiot).


Auch nach den Mohammed-Karikaturen in dänischen Zeitungen war es zu ähnlichen Ausschreitungen gekommen. Sie zeigen einen gravierenden kulturellen und politischen Unterschied, der mir bedeutsam für die dem Staat bzw. seinen Organen zugeschriebene Rolle erscheint.


Dieser Film ist offensichtlich ziemlich schwachsinnig und er verletzt die Gefühle strenggläubiger Muslims. Aber im Westen darf man Filme drehen und Meinungen äußern, welche die religiösen Überzeugungen anderer Menschen vereltzen und deren Heiligstes in den Schmutz ziehen. Das gilt nicht nur für den Islam, sondern auch für das Christentum.


Die Rolle des Staates ist, das macht den Unterschied, im Zweifel die Meinungsfreiheit des Einzelnen zu schützen statt der Gefühle der Vielen. Denn auch bei uns - in den USA auf jeden Fall - würden es wahrscheinlich militante Christen zu Ausschreitungen kommen lassen, wenn Jesus, Maria oder der Heilige Geist beleidigt werden (was ja immer wieder geschieht - und der Papst wird mit Urinflecken im teuren Gewand auf Titelbildern gezeigt: Vati-leaks).


Gotteslästerung ist in Deutschland z.B. nur dann ein Straftatbestand (§ 166 StGB), wenn dadurch die öffentliche Ordnung gestört wird. Es geht also eher um Verkehrssicherheit als um religiöse Wahrheiten. Man darf Gott beleidigen, wenn es nicht zu Aufruhr führt, aber man darf nicht ohne weiteres seine Nachbarn beleidigen, selbst wenn es nicht zu Aufruhr führt.


Der Staat schützt die Rechte des Einzelnen, selbst wenn er offensichtlich von allen guten Geistern verlassen ist, wie der Autor des Mohammend-Films, und er läßt sich nicht für die Werke von Filmemachern verantwortlich machen.


Wenn man von einem Staat fordert, sich für irgendein Machwerk seiner Bürger zu entschuldigen, dann hat man offensichtlich ein ziemlich autoritäres Staatsverständnis, das davon ausgeht, der Staat habe die Kontrolle über seine Bürger.


Gut, dass das nicht der Fall ist.