Deutsche teilen gemeinsame Werte

In der Zeit vom 18. 2. 16 war ein Interview mit Jutta Allmendinger zu lesen, der Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin (WZB), über eine von ihr bzw. ihren Mitarbeitern durchgeführte Studie über die Normen, an denen sich die Bevölkerung in Deutschland orientiert, und in welche Richtung sie sich entwickeln (siehe Link).


Einige Ergebnisse dieser Studie finde ich in diesen unruhigen Zeiten sehr beruhigend. Als erstes ist hier zu nennen, dass die Unterschiede in der Gesellschaft zwar zunehmen, aber dem steht entgegen, dass es doch in vielen Bereichen einen hohen Konsens gibt: Arbeit wird - unabhängig vom Geldverdienen - als wichtig wegen der durch sie erfahrenen Sinnstifung und sozialen Einbettung angesehen. Das dadurch und andere Konventionen (z.B. gemeinsames Essen) erlebte Wir-Gefühl wird hoch bewertet. Insgesamt wünschen sich die meisten einen festen Job, feste Kollegen und feste Arbeitszeiten, sie wollen (trotzdem?) ein selbstbestimmtes Leben führen. Durch alle Schichten und über alle Vermögensklassen hinweg ist man der Meinung, dass die Dienstleistungen der Medizin jedem - unabhängig von seinem Einkommen - in bester Form zustehen sollten. Es herrscht ganz allgemein gesprochen ein "sozialdemokratisches Grundbedürfnis".


Was mich in diesen Zeiten, in denen Flüchtlingsheime angezündet werden, am meisten beruhigt hat, ist, dass auf die Frage nach ihren Ängsten mehr als die Hälfte geantwortet hat: Angst vor Ausländerfeindlichkeit; nur ein Drittel hat Angst vor Überfremdung angegeben. Die Interpretation von Frau Allmendinger ist, dass es vor allem die Globalisierungsverlieren sind, die Angst vor Ausländern haben.


Was nicht in der Studie steht, was ich aber den etablierten Parteien, die jetzt à la Seehofer versuchen der AfD und anderen auf dumpfen Populismus setzenden Gruppen nachzurennen, gern ins Bewußtsein rufen würde, ist, dass, selbst wenn 17% der Wähler diesen Parteien ihre Stimme geben sollten, es doch immer noch über 80% sind, die sich gegen diese Parteien entscheiden. Die Angst vor Fremdenfeindlichkeit ist weiter verbreitet als die Angst vor Fremden.


Quelle: Jutta Allmendinger: Deutsche teilen gemeinsame Werte | ZEIT ONLINE