Die SPD und die Macht

Die SPD hat (bzw. ihre Mitglieder haben) ja ein ziemlich ambivalentes Verhältnis zur Macht. Man steht ihr misstrauisch gegenüber, und eigentlich ist die eigene Identität eher an die Oppositionsrolle gebunden. Das mag mit der Historie zu tun haben, vielleicht aber auch mit der inhaltlichen Selbstdefinition als Partei derer, für die Rechte erst erkämpft werden müssen, der Schwachen, die nur solidarisch eine Gegenmacht gegenüber den Herrschenden aufbauen können, und der chronifizierten Erwartung der One-down-Position: wir da unten, die da oben (was vielleicht auch erklären kann, warum zugelassen wurde, dass die Erfolge der SPD-Minister in der GrKo Frau Merkel zugeschrieben wurden).


Das führt dann dazu, dass die SPD sich als Partei gern Vorsitzende wählt, die deutlich signalisieren, dass sie nicht an Macht interessiert sind, besser noch: dass sie auch völlig ungeeignet sind, sie zu nutzen (nicht mal für sich, was ja ganz sympathisch ist). Wer sich als hinreichend inkompetent im Ausfüllen der Rolle des Machthabers zeigt, hat gute Chancen Parteichef zu werden (siehe Scharping, Schulz, in Zukunft wahrscheinlich Olaf Scholz).


Das führt dann zu solchen Ideen wie: das Parteivolk über eine große Koalition abstimmen zu lassen (wie jetzt diskutiert). Es scheint mir keine gute Idee, angesichts der skizierten Machtphobie der Basis.


Schade um die verlorene Verhandlungszeit zwischen den Parteien, denn die Mitglieder der SPD werden aller Wahrscheinlichkeit nach das Ergebnis (wie immer es aussehen mag)  ablehnen.