Enteignung/Vergesellschaftung von Immobilienkonzernen

In Berlin gehen die Leute wegen der Mietpreissteigerungen auf die Strasse. Manche wählen deswegen wahrscheinlich auch AfD. Der Hintergrund der Misere ist, dass vor etlichen Jahren die großen in öffentlicher Hand gehaltenen Wohnungsunternehmen, d.h. sie waren im Besitz der Stadt, an US-Konzerne verscherbelt wurden (die sie dann weiterverkauft haben an börsennotierte Immobilienkonzerne). Das war die Idee des damaligen Finanzsenators Sarrazin. Eine idiotische Idee, wie viele andere Ideen dieses Herrn.


Wenn man sich, um die Wirkung dieser Maßnahme einschätzen zu können, eine Stadt wie Wien ansieht, wo es zig-Tausend städtische Wohnungen gibt (und es werden weiter neue gebaut), so wird deutlich, dass die Lebensqualität einer Stadt zu einem guten Teil davon abhängt, dass man sich als Normalverdiener die Mieten leisten kann. Das wird in Berlin immer schwerer.


Die Idee die im Gemeinbesitz befindlichen Wohnungen zu privatisieren war genauso blöd wie die, die Wasserwerke und Elektrizitätswerke oder auch die Bundesbahn zu privatisieren. Es gibt einfach Bestandteile der staatlichen Infrastruktur, die nicht am besten durch Märkte zu schaffen und zu erhalten sind. Wenn jetzt die (Wieder-)Vergesellschaftung großer Wohnungskonzerne gefordert wird, so ist das m.E. ein vernünftiger Schritt. Wenn das Gegenargument, der Staat sei kein guter Unternehmer, jetzt von Vertretern der FDP (z.B.) zu hören ist, so haben diejenigen, die es vorbringen, offenbar nicht verstanden, dass es bei Wohnungen (wie beim Wasser oder der Elektrizität oder der Bahn oder Straßen oder Krankenhäusern oder Forschungseinrichtungen...) eben nicht in erster Linie ums Geschäft geht, sondern um die Sicherstellung einer gewissen Lebensqualität für die Bürger des Landes. Es gibt sicher viele Bereiche, in denen der Markt die intelligenteste Methode der Ressourcen-Allokation ist, aber das gilt nicht für diejenigen Strukturen, die nötig sind, um in einem Land im Durchschnitt hinreichend gut zu leben...