Familienfest

Eigentlich mag ich Filme nicht, in denen - meist nur bemüht - Paar- und/oder Familiendynamiken das Thema sind. Zu lange habe ich mit solchem Zeug meine Zeit verbracht. Die meisten Filme dieser Art langweilen mich daher zu Tode.


Anders ist es bei o.g. Film: Ein weltberümter Pianist wird 70 Jahre alt, seine drei Söhne samt Partner(innen) kommen zur Feier, ebenso seine Exfrau. Die Beziehung der Söhne zum Vater ist verkorkst, und diese Verkorkstheit mit all ihren zugrundeliegenden Ambivalenzen wird dargestellt und ausagiert.


Was diesen Film auszeichnet, ist, dass er unterhaltsam ist, obwohl Tragisches und Komisches oszillieren, und alle Schauspieler großartig sind. An dieser Stelle ist die besondere Leistung des Castings hervorzuheben. Denn die Rollen scheinen den Schauspielern auf den Leib geschrieben, das heißt, wahrscheinlich mußte gar keiner "spielen".


Günther Maria Halmer spielt den arroganten Vater, ohne dass dies eines großen schauspielerischen Aufwands bedurfte. Vor ein paar Wochen (4 oder 5 schätze ich) habe ich zufällig neben ihm vor der Speisekarte eines Restaurants in der Berliner Kantstrasse gestanden: Die Verachtung, die er den offerierten Speisen durch seinen Gesichtsausdruck angedeihen ließ, hätte jeden Sohn in den Suizid getrieben.


Hannelore Elsner spielt die stetig alkoholisierte Ex-Frau. Wann immer sie sich etwas einschenkt, trinkt man mit, schmeckt den Wodka, fühlt die Wirkung.


Und Lars Eidinger ist ja eh gemacht für all die Rollen leidender Söhne, und wer ihm zuschaut, entwickelt sofort das Bedürfnis nach einer Infusion.


Aber alle anderen waren ebenso großartig besetzt. Also: Lasst uns eine Hymne anstimmern, auf die Leute, die hier die Besetzung vorgenommen haben.


Und auf jeden Fall muß hervorgehoben werden: schon wieder ein Film, den anzusehen sich lohnt.