G 7 / G 8 in Lübeck

Heute haben sich die Außenminister der sogenannten G 7-Staaten in Lübeck getroffen (einer bemerkenswert schönen Stadt, wie zu erwähnen ich mir hier nicht verkneifen möchte). Bis zur Annexion der Krim durch Russland nannte sich die Gruppe G 8-Staaten.

Dass die Russen nicht mehr dabei sind, ist durch einen archaischen (letztlich infantilen) sozialpsychologischen Mechanismus zu erklären.


Menschen können nur als Mitglied einer sozialen Gemeinschaft (einer Familie, einer Gruppe, eines Stammes usw.) überleben. Daher ist die Ausgrenzungsdrohung immer so etwas wie eine Todesdrohung, zumindest wird sie oft so erlebt. Einer der Gründe, warum sich Menschen - scheinbar ohne Not - an soziale Erwartungen anpassen. Das funktioniert im Sandkasten (und ähnlichen Orten), wo diejenigen, die abweichendes Verhalten zeigen, nicht mehr mitspielen dürfen und daher meist wieder Wohlverhalten zeigen. Mit Staaten funktioniert das nicht.


Dass solche - zu Zeiten der Stammesgesellschaft wahrscheinlich ja rationalen Mechanismen - heute im Bereich der Politik angewandt werden, ist hochgradig irrational. Denn durch den Kommunikationsabbruch (ich habe hier schon öfter darüber geschrieben) sind beide Seiten - die ausgrenzende wie die ausgegrenzte - auf ihre Phantasien über die andere Partei ausgeliefert, d.h. der Paranoia ist Tür und Tor geöffnet... Es können keine Konfliktlösungen, die von beiden Seiten akzeptiert werden, ausgehandelt werden.


Wenn man soziale Systeme als Kommunikationssysteme versteht, dann sind Kommunikationsabbrüche immer ein Zeichen von Idiotie (auch im privaten Bereich, nebenbei bemerkt; und so idiotisch verhalten sich tragischerweise auch scheinbar intelligente Menschen). Solche Idiotie wird leider nur zu oft von politischen Verantwortungsträgern praktiziert... Unsere westlichen Regierungschefs gehören dazu. Hinter all dem steckt der epistemologische Irrtum, man könne den Gegner zum Wohlverhalten zwingen. Das mag unter Kindern im Sandkasten ja manchnal klappen (allerdings nur, wenn die lieben Kleinen keinen Stolz besitzen), aber in der Politik funktioniert das so gut wie nie. Schließlich hat jede der Parteien de facto ein Vetorecht gegenüber dem Frieden, d.h. nur Vereinbarungen, denen alle Beteiligten zustimmen können, sind nachhaltig wirksam. (Erzwungene) Unterwerfung hält bestenfalls temporär...