Gauck

Unser gegenwärtiger Bundespräsident war ja mal Pfarrer. Ein widriges Schicksal hat ihn in das Bundespräsidialamt gespült. Dort lebt er jetzt offenbar auf und hält Ruckreden zweifelhafter Qualität:


(1) In Freiburg hat er eine Brandrede zur Verteidigung des Neoliberalismus gehalten. Es mag ja richtig sein, dass die Begründer dieser Ideologie etwas anderes meinten, als ihre Epigonen und Propheten dann daraus gemacht haben. Aber das gilt für den Kommunismus auch. Marx hatte sicher nicht die DDR im Sinn, als er das "Kommunistische Manifest" und das "Kapital" verfasste. Letztlich kann man bei der Verwendung eines Begriffs wie Neoliberalismus aus seinem allgemeinen Gebrauch die Bedeutung, die ihm vom Hörer wahrscheinlich zugeschrieben wird, erschließen. Wenn daher in unseren Zeiten ein Bundespräsident ein Loblied auf den Neoliberalismus hält, dann weiss er entweder nicht, was er tut (von einem Pfarrer ja auch nicht unbedingt zu erwarten), oder er hat eine den Blick verzerrende ideologische Brille auf.


(Da lob ich mir seinen Vorgänger Horst Köhler, der die Finanzmärkte "Monster" nannte - und er wußte als ehemaliger IWF-Chef, Chef der Osteuropabank und Inhalber div. anderer wichtiger wirtschaftspolitischer Funktionen sehr wohl, wovon er sprach.)


(2) Am Wochenende hat unser aktueller Bundespräsident dann noch auf der Wehrkundetagung ("Sicherheitskonferenz") in München eine Rede gehalten, dessen Tenor war, Deutschland solle sich mehr militärisch in die Konflikte anderer Länder einmischen (sinngemäß).


Auch hier scheint mir ein Maß an Naivität deutlich zu werden, dass man bei einem Bundespräsidenten lieber nicht sehen würde. Wenn man als Beispiel unser militärisches Engagement in Afghanistan betrachtet, so kann daraus wohl kaum der Schluss gezogen werden, dass wir uns an noch vielen anderen derartiger verkorkster Aktionen beteiligten sollten.


Dass Joachim Gauck gelernter Pfarrer ist/war, dürfte als Erklärung für solch eine politische Orientierung wohl kaum reichen.


Hoffen wir, dass er jetzt auf Staatsbesuch in Indien keine "programmatischen Reden" über die deutsch-indischen Beziehungen hält.


Nur gut, dass er über keine formale Macht innerhalb der Regierung unseres Staates verfügt...