GB/USA

Gestern sind die Briten aus der EU ausgetreten und im US-Senat ist gegen die Vorladung weiterer Zeugen gestimmt worden (d.h. das Impeachmentverfahren gegen Trump de facto beendet worden). Beides Ereignisse, die ich bis gestern sehr bedauerlich fand. Aber sie haben mir zur Selbstreflexion verholfen und mir verdeutlicht, wie normativ ich auf solche Ereignisse schaue. Denn ich denke ja offenbar, dass ich wüsste, was für die USA oder Groß-Britannien gut ist. Einigermaßen borniert. Natürlich haben solche Ereignisse auch Folgen für uns in Kontinentaleuropa, aber eigentlich ist sind es interne Angelegenheiten dieser Länder. Und sie haben das Recht, das zu tun, was sie für richtig halten (auch wenn ich sie - wahrscheinlich ja zu Recht - für bekloppt halte).


Da die Zukunft ja offen ist und eine alter systemische Regel lautet: "Man weiß nie, wozu etwas gut ist" bzw. "Man soll den Tag nicht vor dem Abend beschimpfen" (oder so ähnlich), habe ich beschlossen, in Zukunft Großbritannien oder der USA (oder Russland oder China oder, oder, oder...) mit dem Blick des Ameisenforschers zu betrachten, der neugierig und erstaunt zu verstehen versucht, wie diese Systeme sich organisieren, wie die Arbeiterinnen ihre Königin pampern und sich dafür zu Tode schuften (oder war es doch ein König? - dass ich da jetzt nur nichts mit den USA drucheinanderbringe...).


Man muss nicht nur die Autonomie anderer Menschen respektieren, weil sie das Recht haben, sich zugrunde zu richten, sondern auch das von Nationen. Und vielleicht richten sie sich ja gar nicht zugrunde... Ich werden jedenfalls nun die Position des Schlachtenbummlers einnehmen, der es erträgt, wenn die USA zur Diktatur verkommen und in GB weiterhin eine kleine Elite von Oxbridge-Absolventen ihre Bürger (wie ich bis gestern dachte) verarscht. Jeder bekommt schließlich die Regierung, die er verdient.


Diese Neutralität in Deutschland und in Bezug auf unsere eigene Regierung aufzubringen, wäre aber sträflich.