Gibt es einen linken Populismus?

Nein. Wer das behauptet oder überhaupt nur ein Plädoyer für populistische Methoden hält, hat unser demokratisches System nicht verstanden (ob er sich selbst nur als "Linken" oder "Rechten" definiert sehen will). Er wird immer zur Entstehung eines totalitären Systems beitragen.


Das hat seinen Grund darin, dass Populisten den Begriff "Volk" anders verwenden als dies Demokraten tun.


Im Populismus wird "das Volk" als Einheit betrachtet (und die Populisten beanspruchen, für diese Einheit zu sprechen). Da aber jede Begriffsbildung auf einer Innen-außen-Unterscheidung beruht, wird dann die Außenseite der Unterscheidung zur Definition von "Volk" verwendet. Indem bestimmt wird, was das Volk nicht ist ("Fremde" jeder Art bzw. zu Fremden oder "Feinden" umdefinierte Menschen oder Volksgruppen, Nationen etc. aller Art). Es werden keine Merkmale der Unterscheidung genannt, an denen ein kleines grünes Männchen vom Mars "das Volk" erkennen könnte, sondern nur Merkmale, die "dem Volk" fehlen. Daher kommen Populisten auch nicht ohne Feinde aus, gegen die "das Volk" sich abgrenzen und schützen muß.


Ganz anders das demokratischen Verständnis von "Volk". Hier wird das Volk als eine zusammengesetzte soziale Einheit betrachtet, die aus unterschiedlichen Individuen und Interessengruppen zusammengesetzt ist. Daher sind in der demokratischen Tradition Institutionen der Konfliktlösung und Entscheidungsfindung entwickeln worden (bis hin zum Rechtsssystem, dass im Zweifel zur Entsccheidungsfindung genutzt werden kann). Niemand kann dabei für sich beanspruchen, dass er für "das Volk" spricht, sondern es ist klar, dass er/sie in ihrer/seiner Macht zeitlich begrenzt ist, weil er oder sie wahrscheinlich nicht dauerhaft den unterschiedlichen Interessen der hoch differenzierten sozialen Einheit (=Bevölkerung) nicht gerecht wird. Dies wird zumindest regelmäßig überprüft.


Wer für "das Volk" als Einheit spricht, landet früher oder später zwangsläufig bei totalitären Strukturen, weil es - der Logik der gesamten Argumentation folgend - darum geht, auch innerhalb der Bevölkerung die möglichen Fremden/"Feinde des Volkes" zu erkennen und zu bekämpfen.


Also: Wer immer für populistische Methoden eintritt, sollte entweder seine demokratischen Hausaufgaben machen oder sich zu einem autoritären Staat bekennen (aber nicht nachher sagen, er hätte das nicht gewollt).