Good, bad and ugly banks

Psychische und soziale Prozesse haben Ähnlichkeiten, weil sie sich im selben Medium abspielen: Sinn.


Deswegen bietet es sich auch immer wieder an, die Mechanismen in beiden Phänomenbereichen miteinander zu vergleichen. Beispiel: Die Spaltung eines Objekts in gut und böse.


Sie wird zwar als archaischer psychodynamischer Mechanismus angesehen, und oft genug lässt sie sich bei der Wirklichkeitskonstruktion von Menschen beobachten, die als "gestört" diagnostiziert werden, aber offensichtlich ist dieser Mechanismus hoch funktionell. Er entfaltet Ambivalenzen durch Idealisierung. Aus einem Objekt, das sowohl als gut als auch als böse bewertet werden kann/muss, werden zwei Objekte, die entweder als gut oder als böse bewertet/erlebt werden. Diese Eindeutigkeit aufgrund der Idealisierung ermöglicht zu handeln. Denn beim guten Objekt kann man vertrauen, vor dem bösen muss man sich fern halten. Resultat: Ambivalenzfreiheit. Handlungsfähigkeit.


Das als "gestört" erlebte Verhalten derjenigen, die in dieser Weise spalten, resultiert daraus, dass die so gespaltenen Objekte oder Personen für alle anderen Beobachter in der Regel nur über eine einzige, ungeteilte Identität verfügen. Wenn sie nun im einen Moment als gut, im nächsten als böse behandelt werden, dann erscheint das dem Außenstehenden ich einfühlbar.


Für den Spalter sind solche Konstruktionen funktionell. Denn im Extremfall kann seine Ambivalenz zur vollkommenen Handlungsunfähigkeit führen. Zur Katatonie. In dieser Form der Unfähigkeit zu entscheiden ist Lähmung die Folge. (Eine der wenigen Situationen, in denen sogar der Einsatz von Elektroschocks als Mittel der Wahl - weil evtl. lebensrettend - zu diskutieren ist.)


Solch ein Spaltungsversuch ist es, der den Vorschlag der Aufteilung unserer ambivalent zu beurteilenden Banken in "good" und "bad" Banken charakterisiert. Wenn die bösen Papiere der einen Bank übereignet werden und die guten der anderen, dann kann man mit der guten Geschäfte machen, und die böse der Verdrängung anheim geben. Die finanzielle Katatonie ist überwunden.


Alles in allem ein Vorschlag, der ziemlich neurotisch (ugly) klingt, wenn nicht gar psychotisch. Der Unterschied zur psychischen Spaltung ist, dass es sich hier nicht nur um ein privates Konstrukt handelt, das von niemandem sonst ebenso vollzogen wird (und allen anderen deswegen als verrückt erscheint), sondern um die Herstellung neuer (geteilter) sozialer Einheiten.


Aber, das sollte man nie vergessen, beides - die psychische wie die soziale Spaltung - sind Mechanismen der Überlebenssicherung. Wahrscheinlich kommen wird in unserer prinzipiell ambivalenten Welt ohne derartige, Komplexität reduzierende Funktionen ja nicht aus.