Hass

Die taz hat mit Philip Rösler ein Interview geführt, in dem er unheimlich viel nach Hass befragt wurde. Nach dem Hass, den er wegen seiner asiatischen Herkunft zu ertragen hat, als FDP-Vorsitzender usw. Er hat dieses Interview zurück gezogen, wofür die taz ihn nun hasst. Das wiederum hat die FAZ dazu veranlasst, sich kritisch mit der taz auseinanderzusetzen (um hier nicht zu sagen: wofür die FAZ die taz hasst) [http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/kritischer-journalismus-bei-der-taz-die-falschen-fragen-12569406.html].


Zunächst mal finde ich es vollkommen ok, wenn jemand ein Interview zurück zieht. Da ich auch gelegentlich interviewt werde und weiss, dass man nicht immer schlagfertig und wachsam genug ist, um seine Formulierungen so abzuwägen, dass sie die Schriftlichkeit aushalten (was ja ein riesiger Unterschied zur Wahrnehmung gesprochener Worte ist, die vom Hörer immer in den aktuellen Kontext eingeordnet und relativiert werden), finde ich solch einen Rückzug ebenfalls vollkommen ok.


Aber der eigentliche Punkt ist: Beim Lesen der Artikel ist mir aufgefallen, dass Hass ein Wort ist, dass merkwürdigerweise überhaupt nicht zu meinem aktiven Wortschatz gehört. Es scheint irgendwie aus einer fremden Welt zu stammen. Offenbar bin ich nicht zu so starken Gefühlen in der Lage, dass es sich lohnen würde, solche klotzigen Begriffe zu verwenden.


Aber vielleicht geht es ja nicht nur mir so. Vielleicht ist das wirklich ein Wort, das aus einer anderen Zeit stammt. Ein gute Freundin von mir ist Mitglied eines Vereins, der sich um die Rettung des Begriffs "sintemal" kümmert (indem die Mitglieder ihn bewußt nutzten und in alle möglichen Texte einbauen). Vielleicht ist die taz ja auch Mitglied solch eines Clubs.


Oder aber, andere Hypothese, der Begriff gehört in einen anderen Kontext. "Ich hasse Spinat!" - da scheint er mir durchaus zu passen.