Heiner Müller

Gestern wäre Heiner Müller 80 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass gab es gestern Abend eine Lesung aus seinen Werken durch etwa zwei Dutzend Promis aus Wirtschaft, Politik und Kultur (die Kriterien der Auswahl blieben undurchsichtig). Da jeder nur 3 - 5 Minuten las, so war das Setting an sich schon eine Ehrerbietung für Müller. Dass er das verdient mögen ein paar seiner Sätze über das Schreiben und anderes, die ich mitgeschrieben habe, belegen:


"Wenn ich anfange zu schreiben, bin ich raus aus der Welt.


Die eigene Lust am Schreiben ist die Lust an der Katastrophe.


Das ständige Insistieren auf dem Unmöglichen erweitert die Grenzen des Machbaren.


Das Tragische ist etwas sehr Vitales.


Literatur ist Erinnerung an die Zukunft.


Hauptmotiv beim Schreiben ist Rache.


Die Intentionen beim Schreiben werden beim Schreiben verheizt.


Ein beliebiges Pornovideo ist mehr Lebenshifle für die meisten, als es Sophokles je sein könnte.


Heimat ist dort, wo die Rechnungen ankommen.


Der Mörder ist der letzte Mensch, der noch Kontakt sucht.


Kapitalismus ist Sterbehilfe, weil das Sterben verdrängt wird.


Die Droge ist der Verbündete des Menschen im Kampf gegen die Maschine.


Marxismus ist Negation.


Wenn die Intellektuellen ins Zentrum drängen, dann verlieren sie die Kraft zur Veränderung.


Das Austragen realer Konflikte wird immer mehr durch die Theatralisierung von Konflikten ersetzt.


5000 rosa Slips bejahen nicht das Leben.


Mit dem Menschen kann man nicht heroisch umgehen.


Irgendwann stirbt man und wird Landschaft."