Interview mit Yanis Varoufakis

Dass Varoufakis kein Politiker ist und in den Verhandlungen mit den anderen Eurostaaten dilettiert wurde, ist aus einem Interview mit Yanis Varoufakis zu entnehmen, das der New Statesman publiziert hat. Es zeigt die Unfähigkeit eines Wissenschaftlers seine Theorien in die Praxis umzusetzen. Das Hauptproblem dabei scheint mir, dass er in seinem Umgang mit den anderen Finanzministern dachte, er könne auf der Inhaltsebene (durch Sachargumente) irgendeinen Blumentopf gewinnen, wo es doch eigentlich um Machtfragen ging (=Beziehungsebene/Sozialdimension der Kommunikation). Er war nicht anschlussfähig und hat sich auch nicht um Anschlussfähigkeit bemüht.


Ähnliches dürfte für Alexis Tsipras gegolten haben. Er hatte kein Konzept, wie Griechenland aus der Krise zu führen ist (zumindest bot das von Varoufakis präsentierte Modell keine Alternative, mit denen die Verhandlung mit den anderen EU-Ländern hätte erfolgreich bestritten werden können). Ein sympathischer Idealist, der dachte, wenn er das Volk auf seiner Seite hätte, dann könne er damit Wolfgang Schäuble beeindrucken. Auch hier mangelnde systemische Kompetenz bzw. Phantasie. Wenn schon ein Referendum, dann hätte die Frage lauten sollen: Nein zu den Sparvorgaben, auch wenn es den Grexit bedeutet, oder Ja, auch wenn es grausame Sparmassnahmen zur Folge hat? Und das dann ohne Wahlempfehlung. Dann hätte er bei Nein ein Machtmittel gegen die anderen EU-Staaten, die den Grexit verhindern wollen, in der Hand gehabt (allerdings hätte er wohl keine 61% Nein-Stimmen erhalten), und bei einem Ja eine Basis für Verhandlungen, die wahrscheinlich günstiger für Griechenland ausgegangen wären, als sie es jetzt sind. Zu kurzfristig auf den Erfolg geschaut und die Entscheidungsprämissen seiner Verhandlungspartner falsch eingeschätzt... Das könnte ihn jetzt das Amt kosten.


 


Quelle: Yanis Varoufakis full transcript: our battle to save Greece