Karrierefrauen

In der am vorigen Donnerstag erschienen "Zeit" steht ein langer Artikel über die "gescheiterten" Frauen in DAX-Vorständen.


Einige Faktoren, die über den Karriereerfolg - nicht nur von Frauen, sondern auch von Männern - in Großunternehmen entscheiden, scheinen mir dort gut beschrieben. Der wichtigste scheint mir aus systemtheoretischer Sicht zu sein, dass niemand allein Karriere machen kann. Männer bilden Seilschaften, Frauen denken, es würde reichen, wenn sie selbst kompetent sind. Doch - und hier liegt m.E. der systemische Hund begraben - als Einzelner kann man ein soziales System nur begrenzt beeinflussen (man kann es lediglich ver-"stören"). Was immer man tut, es wird entsprechend der bestehenden (= herrschenden) kulturellen Muster interpretiert. Und wenn die, beispielsweise, männlichen Rationalitätsideen folgen, so hat man als Frau keine Chance (gilt aber für alle anderen, abweichenden Verhaltensmuster ebenfalls).


Wer in einen Vorstand einzieht, ohne sich "seine" Leute mitzubringen (mit denen er ein spezifisch funktionierendes Kommunikationssystem bilden kann), hat wenig Überlebenschancen. Der tiefere Sinn des Mitbringens einer eigenen "Mannschaft" (oder auch Frauschaft) ist die Bildung eines sozialen Systems, das jedes seiner Mitglieder stützt oder stabilisiert und evtl. nach anderen Spielregeln funktioniert als das gegebene System...


Wer das nicht tut, wird sich den bestehenden Spielregeln anpassen müssen oder er übersteht das Ganze nicht. Deswegen kann Innovation in Organisationen auch nie von Einzelnen initiiert bzw. durchgesetzt werden. Und deswegen werden kompetente Einzelkämpfer-Frauen in deutschen Vorständen auch nicht alt (sondern sehen nur so aus)...