Krim

Es ist zwar schon lange her, aber ich war auch mal auf der Krim. Ich kam aus Sotschi, das damals noch ein verschlafener kleiner russischer Badort war. Es war August 1968. Die Russen waren gerade in der Tschechoslowakei einmarschiert, um Alexander Dubcek und die anderen Tschechen in ihre Frühlingsgefühlen zu stören.


Ehrlich gesagt, aber das mag an meiner Ignoranz liegen, bin ich damals gar nicht auf die Idee gekommen, die Krim könnte nicht zu Russland gehören. Überall waren Russen. Und die Konferenz von Jalta fand meiner Wahrnehmung nach auch nicht in der Urkraine statt, sondern in Russland. Aber - und das ist wahrscheinlich das Problem - wir im Westen haben damals einfach recht schlichte Unterscheidungsschemata verwendet. Zwischen Sowjetunion und Russland wurde vom Durchschnittsbundesbürger kein Unterschied gemacht. Dass Weissrussland und die Ukraine Mitglied der UNO waren, hatten wir in der Schule gelernt, aber es wurde nicht als ernst zu nehmend dargestellt, denn es ging eigentlich den "Sofjets" (so nannte Adenauer sie) nur darum, ein paar Stimmen mehr in der UNO zu haben.


Worauf von außen - d.h. vom Westen - wahrscheinlich auch heute noch viel zu wenig geachtet wird - unf das ist für mich die Moral dieser Geschichte - sind die internen Differenzierungen anderer Länder. Solange nach den alten "Wir" vs. "die Anderen"- Unterscheidungen beobachtet wird, erscheinen eben auch Faschisten, die gegen Janukowitsch sind, als unsere Freunde usw. Dass die Russen ihrer Beobachtung andere Unterscheidungen zugrunde lagen, überrascht uns dann. Sollte es eigentlich nicht.


Aber das alles ist natürlich nicht als Rechtfertigung für die handstreichartige Übernahme der Krim gemeint... Denn die folgt offenbar demselben Muster, das damals auch zum Einmarsch in Prag geführt hat: "Unser" Territorium vs. das Territorium der "Anderen". Und seinen Bereich, den schützt man halt.