Kunming

Gestern kam es in Kunming zu einem Massaker. Im Bahnhof haben schwarz gekleidete und maskierte Männer 33 Personen mit Messern, Macheten und Beilen getötet und mehr als 100 schwer verletzt.


Die chinesische Regierung hat dafür ganz schnell uigurische Rebellen, also islamische Extremisten, verantwortlich gemacht.


Da ich ein paar Mal in Kunming war (der erste Ort, in dem ich in China gearbeitet habe - 1988) und etliche Leute dort kenne (denen hoffentlich nichts passiert ist), weiss ich, dass Kunming so ziemlich der von Urumqi, der Hauptstadt der Uigurischen Provinz (autonome Region, glaube ich) am weitesten entfernte Ort in China ist. Die Kollegen, die ich 1988 (und später) dort getroffen habe, brauchten mit der Bahn etwa ein Woche, um dort hinzukommen. Warum uigurische Terroristen sich gerade solch einen weit entfernten Ort aussuchen sollten, wo es auch viel näher genauso ungeschützte Bahnhöfe zuhauf gibt, ist mir nicht einsichtig.


Mir scheint, dass hier die chinesische Regierung lediglich (ganz schnell) den Anschluss an die international üblichen Terrorismus-Erklärungen gesucht hat: Islamisten.


Alternativ wäre darüber nachzudenken, ob es nicht in Yunnan (Kunming ist die Hauptstadt), wo - wenn ich recht informiert bin - ca. 20 nicht-chinesische Minderheiten leben, nicht andere ethnische Gruppen gibt, die sich und ihre Anliegen per Terrorismus international bekannt zu machen versuchen...