Lanz

Im Internet ist eine Online-Petition im Gange, mit der die Absetzung von Markus Lanz beim ZDF als Dauer-Talker angestrebt wird. Bis heute haben 80000 Leute unterzeichnet.


Ein interessantes Phänomen.


Ich bin sicher kein Anhänger von Herrn Lanz. Generell bin ich gegenüber solchen "ganz netten", scheinbar arglosen Schwiegermuttertypen, die das Herz jeder alleinstehenden Hundebesitzerin sofort erwärmen, mißtrauisch, weil ich stets vermute, sie würden ihnen eigentlich nur Heizdecken verkaufen wollen.


Aber trotzdem: Das Phänomen per Internet-"Petition" (eh ein problematischer Begriff: Welcher Herrscher wird hier eigentlich gebeten? Und um was: Begnadigung?) einen Moderator aus dem Programm zu kippen ist schon bemerkenswert. Es folgt dem Modell des Big-Brother-Containers oder des Dschungel-Camps, bei denen immer einer der Insassen von den Zuschauern "raus" gewählt wird. Das Fernsehen hat dieses Format selbst erfunden, jetzt wird es davon wieder eingeholt. Früher gab es Marktforschung, jetzt übernimmt das Publikum direkt die Verantwortung für die Programmgestaltung. Wenn man das weiter hoch rechnet, dann werden irgendwann auch die Nachrichten in heute-Journal und Tagesthemen nach diesem Prinzip selektiert:


Bürgerkrieg in Syrien? Daumen hoch. Gefällt mir. Mehr davon.

Kabinettsklausur in Meseberg? Daumen runter. Gefällt nicht. Braucht in Zukunft nicht mehr stattzufinden (denn, was nicht die Zustimmung des Publikums findet, über das muss nicht berichtet werden. Und worüber nicht berichtet wird, das braucht auch gar nicht erst veranstaltet zu werden.)


Also: Sollten wir Markus Lanz retten? Na ja, vielleicht doch lieber nicht...