Löws Erfolgs- bzw. Scheiterrezept

Der Gewinn der WM 2014 wird im allgemeinen Jogi Löw als Erfolg zugeschrieben, sicher nicht ganz zu Unrecht. Aber m.E. ist das nur begrenzt richtig. Denn der Unterschied zwischen 2018 und 2014 besteht ja nicht so sehr in der Zusammensetzung des Kaders, sondern in dem, was die Teilnehmer vor der WM getan haben. Denn sie spielen ja die meiste Zeit des Jahres in einer Vereinsmannschaft. Und die deutschen Vereinsmannschaften sind im Jahre 2018 auch nur noch ein schwacher Abklatsch von dem, was sie 2014 waren.


Die WM-Siegermannschaft 2014 war m.E. nicht primär aus kompetenten Individuen (das auch...) zusammengesetzt, sondern aus sozialen Einheiten. Löw nutzte eingespielte Subsysteme aus den Vereinen. Und die praktizierten, was sie in ihren Mannnschaften gelernt und eingeübt hatten. 7 Spieler von Bayern München, 4 Spieler von Borussia Mönchengladbach, 3 Spieler von Arsenal London. Die Trainer dieser Mannschaften waren Pep Guardiola, Jürgen Klopp, Arsène Wenger. Löw konnte also von der Arbeit der Vereinskollegen profitieren.


Bayern spielt nicht mehr wie unter Guardiola, Dortmund nicht wie unter Klopp, und Arsenal hat gerade beschlossen, Wenger in Pension zu schicken.


Die deutschen Vereinsmannschaften spielten in der letzten Saison genauso einfallslos wie die Nationalmannschaft, Bayern München wurde in der Championsleague genauso ausgekonntert wie die Nationalmannschaft in Russland, und was in der WM für die Nationalmannschaft Südkorea war, war im Pokalendspiel für die Bayern Eintracht Frankfurt.


Hinzu kommt, dass Löw möglicherweise auch von irgendeinem (inkompetenten) Managementtainer die Idee übernommen hat, dass es gut sei, in der Mannschaft intern Konkurrenz zu etablieren. Das dürfte dann den letzten Schubs in den Abgrund gewährleistet haben. Wenn jeder Angst hat, einen Fehler zu machen, wird nichts mehr riskiert, und der Ball wird nur noch hin und her geschoben. Schisserfußball, der zu Recht in die Provinz gehört.