McPomm

Ehrlich gesagt ist mir das politische Schicksal von Frau Merkel ziemlich egal, und der Wahlausgang in McPomm erst recht - eine Provinzwahl. Trotzdem ist das Ergebnis natürlich interessant. Da sagen 85% der Wähler, dass das "Flüchtlingsproblem" ihre Wahlentscheidung steuert und sie Angst vor Überfremdung haben, obwohl es da oben so gut wie keine Flüchtlinge gibt. Und sie wählen eine Partei (ca. 22% zumindest), die kein inhaltliches Programm hat, über das man ernsthaft reden könnte, sondern lediglich gegen ... ist, und von der auch die Wähler nicht meinen, dass sie irgendwelche Kompetenzen besitzt.


Und das ist ja kein Einzelfall: In den Visegrad-Staaten herrscht Angst vor Flüchtlingen, obwohl die gar keine Flüchtlinge aufgenommen haben und sie nur aus dem Fernsehen kennen, in Großbritannien wird für den BREXT gestimmt, weil zu viele Polen im Land sind, die man selbst (ohne Zwang durch die EU) ins Land geholt hat, und in den USA will Trump eine Mauer zu Mexiko errichten und 11 Mio. Mexikaner exportieren, ohne die man selbst den Rasen mähen und die Klos putzen müsste.


Der gemeinsame Nenner all dieser Phänomene scheint mir zu sein, dass in der Abschottung der "Nation" (was immer damit im Einzelnen für Ideen verbunden sein mögen) die Lösung für die erlebten Probleme zu finden ist. Ich weiss allerdings nicht, welche Probleme das im Moment in McPomm oder in Polen, Tschechien etc. sind; aber dass die Abschottung der Nation gegenüber Flüchtlingen irgendetwas zum Positiven ändern würde, ist angesichts der Tatsache, dass es dort gar keine Flüchtlinge gibt, sicher nicht zu erwarten.


Die Flüchtlinge sind offenbar in der klassischen Sündenbockrolle. Die Welt hat sich verändert, die Globalisierung hat einen weltweiten Wettbewerb zwischen austauschbaren Arbeitskräften herbei geführt. Und dieser Wettbewerb hat Verlierer produziert, unter anderem, weil die Gewerkschaften dadurch entmachtet worden sind. Dass in der Ex-DDR die Propagandisten nationalistischer Ideen besonders erfolgreich sind, dürfte auch damit zu tun haben, dass die DDR aufgrund der rechtzeitig gebauten Mauer sich nicht dem internationalen Wettbewerb stellen musste, und die Bürger der DDR in einer Art beschützter Werkstatt gelebt haben.


These: Was all die Wahlergebnisse verbindet, dürfte der (idealisierend-nostalgische) Wunsch nach der beschützten Werkstatt sein... Unsicherheitsabsorption, wie der wenig hübsche Fachausdruck lautet.