Mehr Eu = weniger EU

Wie soll es mit Europa weiter gehen, d.h. nicht dem Kontinent, sondern der EU? Alle reden von ihrer Krise, obwohl ich persönlich - und ich vermute: die meisten Menschen - nicht direkt unter irgendwelchen Maßnahmen oder Regelungen der EU zu leiden habe, muss man dieses massenmedial erzeugte Gemeckere wohl ernst nehmen (siehe BREXIT).


Also, reformieren wir die EU mal schnell.


Wozu ist sie gut? Wozu könnte sie gut sein?


Die Reisefreiheit und auch die Möglichkeit, sich in einem anderen Land Arbeit zu suchen oder zu wohnen, scheint mir auf der positiven Seite zu verbuchen. Dass den Engländern die Arbeitsplätze genommen werden, weil die Polen jetzt die Dreckarbeit machen, für die die Briten sich zu fein sind, ist ja nur ein Latrinengerücht.


Dass Wissenschaft europaweit kooperativ unterstützt wird, gehört auch auf die positive Seite der Bilanz, denke ich.


Auch die Förderung unterentwickelter Regionen, um eine gewisse Angleichung der Lebensverhältnisse wahrscheinlicher zu machen, ist nicht schlecht.

Es gibt sicher noch Dutzende andere Faktoren, die ich im Moment nicht sehen oder nicht in ihrer Wichtigkeit einschätzen kann...


Was gut und m.E. notwendig wäre, ist der gemeinsame Schutz der Außengrenze und die Verteidigung des Territoriums. Hier ist jedes Land allein überfordert, und die USA werden das dauerhaft nicht für die "armen" Europäer übernehmen wollen (spätestens dann nicht mehr, wenn es ihren Interessen zuwider läuft).


Einen gemeinsame Finanz- und Wirschaftspolitik, vor allem aber ein Ende des Wettlaufs um die niedrigsten Steuersatzes für Unternehmen wäre sicher auch etwas Gutes. Nur dann ließen sich auch die Standards der sozialen Absicherung angleichen, so dass keine Einwanderung in die Sozialsysteme eines anderen Mitgliedslandes mehr nötig würde. Das könnte auch den Euro längerfristig retten.


Es geht also, ohne hier alle denkbaren zentralen Aufgaben anführen zu können/ zu wollen, auf die Beschränkung der EU auf Funktionen, durch die jedes einzelne Mitgliedsland allein überfordert wäre.


Daneben sollte möglichst viel Verantwortung an die Regionen gegeben werden, wo bürgernah die Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden können, die das Alltagsleben der Bürger betreffen. Dann bekämen Katalonien und die Lombardei, das Baskenland und Sachsen mehr Autonomie, so wie Bayern sie schon hat... Die Interessen von Bayern und dem Salzkammergut sind wahrscheinlich ja eh größer als die zwischen Bayern und Ostfriesland - die sprachliche Verständigung wäre auch einfacher.


Alles in allem würde durch solch eine Organisationsform, die zum einen mehr Kompetenzen an die EU gibt, aber zum anderen auch mehr Kompetenzen an die Regionen, der Nationalstaat in seiner Bedeutung etwas reduziert. Das würde sicher vielen Leuten nicht gefallen, aber mit scheint, es geht um längerfristige Funktionalität bei der Wahl von Organisationsformen. Und da scheint mir die alte Design-Regel anwendbar: Form follows function. Warum nur bei Möbeln, warum nicht auch auf europäischer Ebene?