Mentale Kontinuität: DDR-AfD

Im Tagesspiegel von heute steht ein Interview mit dem Historiker Martin Sebrow, der m.E. eine hier schon mehrfach geäußerte These bestätigt: Die Bevölkerung der DDR hat eine Einstellung zum Staat entwickelt, in welcher der Staat als Gegner betrachtet wurde. Jeder Einzelne entwickelte – so würde ich das formulieren – ein „Identität gegen…“ (Helm Stierlin). Das liefert die Passung zur angebotenen Ideologie aller Populisten: die Identität des „Volkes“ ist definiert durch die Abgrenzung „gegen“ … (wen auch immer).


Zitat aus dem Debrow-Interview: „38 Prozent de AfD-Wähler – dreimal so viele wie in der deutschen Wählerschaft insgesamt – halten nach jüngsten Umfragen die DDR für einen eigentlich ganz erträglichen Staat. Ihnen gilt die Unterscheidung zwischen Demokratie und Diktatur wenig oder nichts. Hier wird die Kontinuität einer sozialen Ichbezogenheit sichtbar, die mit dem Staat nichts anfangen kann – und immer dort, wo es ihm ans Leder geht, mit grimmiger Häme und feixender Freude reagiert Diese Skepsis gegen „die da oben“ hat ihre Wurzeln nicht allein in der Vereinigungskrise nach 1989, sondern auch im Leben unter diktatorischen Bedingungen davor.“