Monsanto

Dass Fusionen zu ca. 70% Werte vernichten (und das ist in diesem Fall rein finanziell gemeint) ist bekannt. Trotzdem grassiert das Fusionsfieber, vor allem im Bereich der chemischen Industrie (Dow/DuPont, ChinaChem/Syngenta) - Karl Marx hätte seine späte prophetische Genugtung, was die Logik von Konzentrationsprozessen betrifft.


Nun also auch Bayer und Monsanto. Dass es so gut wie unmöglich ist, unterschiedliche Kulturen (hier: Unternehmenskulturen) zu verschmelzen, ist bekannt (und aus systemtheoretischer Sicht vollkommen unstrittig - das ist aber, "liebe" AfD, etwas anderes, als Menschen einer fremden Kultur zu inkludieren oder gar zu integrieren), und dass damit riesige Kosten und finanzielle und ideelle Verluste eingefahren werden, die jede Synergie-Phantasie als lächerlich erscheinen lassen, sollte inzwischen auch beim Top-Management von Bayer bekannt sein. Die vermeintlichen Milliarden-Einsparungen, die den Aktionären versprochen werden, lassen sich so gut wie nie realisieren. Es geht um Macht, zumindest Marktmacht. Mag sein, dass man Größe braucht, um auf dem Weltmarkt zu florieren, angesichts der Forschungskosten etc. Aber ich habe Zweifel, dass das mit den Fusionen wirklich so funktioniert wie gedacht - zumindest in diesem Fall scheinen mir Zweifel sehr berechtigt. Denn Bayer hat, von ein paar kleineren Skandalen um ein Mittel gegen Übergewicht in den USA abgesehen, einen relativ guten Ruf (Aspirin sei Dank). Monsanto hingegen hat den wohl schlechtesten Ruf, den man sich für ein Unternehmen vorstellen kann. Da können eigentlich nur kriminelle Vereinigungen mithalten. Der Grund dafür ist, dass dieses Unternehmen einige Methoden der "Kundenbindung" praktiziert, die sonst nur im Drogenhandel üblich sind: Man verkauft gentechnisch verändertes, patentiertes Saatgut. Wer es verwendet, kann nicht einfach - wie früher in den guten alten Zeiten - einen Teil der Ernte als Saatgut für die nächste Saison nutzen, sondern er muss im nächsten Jahr wieder das Saatgut von Monsanto kaufen. Angefixt kommt er von dieser Firma nicht mehr los... Kein Wunder, dass die Profite von Monsanto beachtlich sind.


Ob sich Bayer (ich habe für das Unternehmen schon gearbeitet: ganz sympathische Leute da) einen Gefallen tut, sich Monsanto ans Bein zu binden, bezweifle ich, auch wenn in Zukunft Monsanto-Profite zu Bayer fließen sollten und eine erheblichen Marktmacht aufgebaut wird. Dass viele Mitarbeiter von Bayer das so sehen wie ich, weiss ich. Wie die internationalen Kartellämter das beurteilen werden, weiss ich nicht. Vielleicht verhindern sie ja noch den Deal.


Auf jeden Fall: Hätte ich Aktien von Bayer, so würde ich die jetzt verkaufen. Denn in diesem Fall dürften nicht nur "harte", finanzielle Werte auf der Strecke bleiben, sondern auch "weiche", kulturelle Werte. Und bekanntermaßen kreieren die "weichen" Faktoren die "harten" Probleme.


 


Quelle: (1)Monsanto: Darum ist der Ruf der Firma so schlecht - Wirtschaft - Süddeutsche.de