Polnische Zauberflöte

In der Oper in Breslau steht die Zauberflöte auf dem Programm. Gesungen wird auf Deutsch, aber wenn es Texte zu sprechen gilt, geschieht das auf Polnisch. Eine eigenartige Mixtur. Das Publikum, dessen Durchschnittsalter etwa 30 Jahre unter dem jedes deutschen Opernpublikums liegt, zeigt sich vergnügt und gut unterhalten.


Mir scheint diese Opernaufführung ganz gut zu symbolisieren, wie das mythische Breslau auf mich, der ich in meiner Kindheit manchen Pfingstsonntag bei Schlesiertreffen verbracht (verbraucht) habe, wirkt. Eine Stadt, die offenbar nicht so wir andere deutschen Städte zerbombt worden ist bzw. in bewundernswerter Weise in alter Form wieder aufgebaut wurde. Eine jetzt ganz unverkannbar polnische Stadt, die ihre ca. 200jährige deutsche Vorgeschichte (bis 1945) nicht leugnet, sondern deutlich zeigt. Unverklemmt. Geschichtsbewußt.


Eine junge Stadt, voller Studenten. Ein ruhige und - weil im Zentrum verkehrsberuhigt - unaufgeregte Stadt, in der um diese Jahreszeit keine Touristen (wir waren zu zweit) zu finden sind, so dass man die Sehenswürdigkeiten für sich allein hat.


Schade, dass ursprünglich mal ähnlich attraktive Städte in Westdeutschland nicht wieder so aufgebaut wurden, wie sie mal historisch gewachsen waren. Aber das hätte wahrscheinlich bedeutet, dass in der Zeit des Wirtschaftswunders der 50er Jahre andere Prioritäten bei den öffentlichen Investitionen hätten gesetzt werden müssen. Weniger Autobahnen, weniger hässliche, uniformierte, aber sich rechnende Einheitsbauten in den Innenstädten... Mehr ästhetisches Bewußtsein. Schade. Wirklich.