Populismusbuch

Von einer Mitarbeiterin des Carl-Auer-Verlags (C. Lorenz) sind mir einige Fragen zu meinem Populismusbuch gestellt werden, die ich hier gern noch mal ins Netz stelle. Frau Lorenz wird auch am Samstag (23.3.19) eine Lesung des Buches und eine Diskusstion zwischen mir und Manfred Lütz im Rahmen der Leipziger Buchmesse moderieren:


1. Der Titel Ihres Buches klingt sehr provokativ. Was war Ihre Motivation, dieses Buch zu schreiben?


FBS: Er ist gar nicht provokativ gemeint. Mir scheint nur, dass die vielen Diskussionen über Populismus auf einer wenig nützlichen Ebene ablaufen: Stets wird versucht zu analysieren, wie es zum Populismus kommt; aber wie das tatsächlich gemacht wird, was man gemeinhin Populismus nennt, kommt dabei zu kurz. Das ist so, als ob Biochemiker versuchen die spezifischen Qualitäten eines Hamburgers mit Pommes und Mayo in Bezug auf die Frage, warum so viele Leute das Zeug mögen, zu analysieren, statt sich erst einmal damit vertraut zu machen, nach welchen Rezepten diese Delikatesse zubereitet wird. Als Praktiker, der sein Leben lang als Berater und Wissenschaftler mit Kommunikationssystemen gearbeitet hat, bin ich erst einmal an Rezepten, d.h. der Beschreibung von Prozessmustern, interessiert, um dann in einem zweiten Schritt Erklärungen dafür zu konstruieren. Wenn man die Kochrezepte kennt, kann man sich entscheiden, ob man das so Gekochte für genießbar hält.


2. Sie liefern konkrete Handlungsanweisungen zum Populismus, ja zur Machtergreifung. Wen würden Sie am liebsten damit motivieren?


FBS: Man hat es ja nicht in der Hand, wer was mit den jeweils zur Verfügung gestellten Rezepten macht. Sie können daher sowohl denjenigen dienen, die nun versuchen – wie etwa Sarah Wagenknecht – selbst nach populistischen Rezepten zu kochen (um nicht zu sagen: abzukochen), wie auch denen, die dies gern verhindern würden. Daraus, dass mir die zweite Variante lieber wäre, mache ich kein Geheimnis.


3. In wie weit hat der systemische Blick dieses Buch beeinflusst?


Zu 100%. Alles, was drinsteht, ist angewandte Systemtheorie. Dabei ist mir besonders wichtig die Logik und die vorhersehbaren Konsequenzen populistischer Methoden zu zeigen: Sie führen zwangsläufig in den Totalitarismus. Deswegen ist die Idee eines linken Populismus auch idiotisch…


4. Die Danksagung im Vorwort erschreckt den Leser und macht ihn gleichzeitig neugierig. Sie haben die meisten Namen geschwärzt und nur Goebbels, Hitler und Mussolini sichtbar gelassen.. Es ist nicht die einzige Provokation des Buches. Was bezwecken Sie damit?


FBS: Die Danksagung ist vollkommen ehrlich gemeint. Ich habe in meinem Bücherregal ein paar laufende Meter Literatur über das Dritte Reich, Stalin, Mussolini, alle möglichen anderen Diktatoren usw., die fast alle irgendwann in ihrer Laufbahn populistische Strategien angewendet haben. Aus der Vergangenheit zu lernen ist ja die beste Möglichkeit, sich auf die Zukunft vorzubereiten bzw. in der Gegenwart darauf Einfluss zu nehmen, dass sie sich nicht wie in der Vergangenheit realisiert. Dass ich die Namen von den aktuell aktiven Populisten schwärzen musste, ist juristischen Bedenken geschuldet, da der Verlag keine rechtlichen Risiken eingehen will. Aber, ich denke, beim Lesen des Buches wird jeder selbst bewerten können, wer von den aktuellen Protagonisten auf der politischen Bühne am professionellsten den Populismus praktiziert.