Quotenregelung

Jetzt kommt sie also, die Quotenregelung. Und das ist auch höchste Zeit. Es geht dabei meines Erachtens gar nicht so sehr um Chancengleichkeit für Frauen, sondern um die Intelligenz von Unternehmen, und die ist am ehesten durch die Beeinflussung der Entscheidungsprinzipien in Unternehmen zu beeinflussen bzw. sie zeigt sich in der Weise, wie dort Entscheidungen getroffen werden.

Dazu ein paar Überlegungen. In Organisationen arbeiten autonome, innengesteuerte Menschen, die nicht von außen geradlinig-kausal gesteuert werden können. Dennoch gelingt es (erstaunlicherweise) die Aktionen hunderter, tausender, ja, huntertausender Akteure so zu koordinieren, dass die jeweilige Organisation irgendwelche mehr oder weniger gescheiten Handlungen vollbringt: Autos herstellen, Post verteilen, Kriege führen, Kranke pflegen usw.

Erklären lässt sich das damit, dass die Mitglieder von Organisationen bestimmte Prämissen für ihre Entscheidungen akzeptieren und ihre Entscheidungen daran orientieren (s. Organisationstheorie).

Die Kultur von Organisationen gehört zu diesen Entscheidungsprämissen. Sie kann nicht per Beschluss verändert werden (eine "nicht-entscheidbare Entscheidungsprämmisse", Luhmann), sondern nur, indem andere Entscheidungsprämissen, über die entschieden werden kann und die daher direkt verändert werden können, verändert werden. Personen fungieren in diesem Sinne ebenfalls als Entscheidungsprämissen: Frauen können anstelle von Männern auf entscheidende Posten gesetzt werden. Denn hierarchische Strukturen gehören auch zu den Entscheidungsprämissen. Wenn auf hierarchisch übergeordnete Stellen andere Typen von Persönlichkeiten gesetzt werden, dann werden alle, die ihnen untergeordnet sind, anders entscheiden. Und das wiederum hat Auswirkungen auf die Kultur usw.

Das beste Argument für die Quote liefert gerade das, was deren Gegner beklagen: Es gibt nicht genug "geeignete" Frauen. Die Kriterien für "Eignung" werden von Männern, die bereits organisationale Karriere gemacht haben, festgelegt - und die schaffen meist ein in seiner Intelligenz begrenztes Klima bei der Arbeit. Wenig teamfähige Machos, die den Nachwuchs nach ihrem Bild fördern, sorgen nur zu oft dafür, dass z.B. die kollektive Intelligenz von Teams nicht genutzt wird, obwohl das in diesen Zeiten einer immer komplexer werdenden Welt bitter nötig wäre. Die Chance der Quote ist, dass nun Frauen, die nicht auch als Männer durchgehen könnten, in Führungspositionen gelangen und dadurch eine verändernde Wirkung auf die Organisation und ihre Art der Entscheidungsfindung haben werden.

Ich persönlich denke, dass die Quotenregelung wie schon die Mitbestimmung sich als Überlebensvorteil für Unternehmen in Deutschland erweisen wird.

Mein Kompliment an Frau Schwesig.