Seehofer ist weg...

Er ist zwar noch nicht vor die Presse getreten, um seinen Rücktritt von seinen Ämtern zu erklären, aber bei mir sind schon die ersten Mails und sms eingetroffen, um mir zu meiner gewonnenen Wette zu gratulieren. Denn seit einigen Tagen schien mir klar, dass dies der (mehr oder weniger) geniale Ausweg aus der Double-bind-Situation ist, in welche die CSU sich manövriert hat.


Die pragmatische Paradoxie, in der sich die CSU befand, bestand darin, dass beide Optionen für die Partei unannehmbar (=falsch) waren. Wenn sie die Zurückweisungen an der Grenze nicht durchsetzt, dann verliert sie ihre Glaubwürdigkeit, und wenn sie die Regierung zu Fall bringt, dann verliert sie noch mehr als nur die Glaubwürdigkeit (=falsch).


Pragmatischen Paradoxien kann man generell (u.a., siehe "Formen") dadurch lösen, dass man sich als handelnde Einheit spaltet. Die eine Sub-Einheit folgt dem einen Ziel bzw. der einen Handlungsanweisung, die andere Sub-Einheit dem anderen bzw. der anderen Handlungsanweisung. Das genau vollzieht sich jetzt: Seehofer bleibt sich treu (=richtig), die CSU bleibt in der Regierung (=richtig).


Für Seehofer eröffnet sich so außerdem die Möglichkeit eines grandiosen Abgangs. Erhobenen Hauptes verlässt er das Spielfeld. Er ist nicht länger der Verlierer, der von Söder depotenziert wurde, sondern er ist der Held, der weiter kämpft, wenn alle anderen den Schwanz einziehen (um in der Potenzmetaphorik zu bleiben).