Sprache, Zeit und wirtschaftliche Konsequenzen

Unter dem Titel "Warum die Griechen, wenn sie Deutsch sprechen würden, weniger Schulden hätten" (oder so ähnlich) wurde in der FAZ vor ein paar Tagen über eine Studie der Yale-University berichtet.


Es ist ein konstruktivistischer Ansatz der Wirtschaftstheorie vom feinsten, was da die Kollegen in Yale zustande gebracht haben (auch wenn sie das selber wahrscheinlich nicht so nennen würden):


Sie haben nämlich die Strukturen der Sprachen von Ländern (=Volkswirtschaften), in denen viel Schulden gemacht werden, mit denen der Weniger-Schulden-Länder verglichen.


Das Ergebnis: In den PIIGS-Staaten oder auch in England bzw. deren Sprachen wird im Sprachgebrauch ganz klar und eindeutig zwischen Gegenwart und Zukunft unterschieden. Im Deutschen, Finnischen u.a. hingegen sind Formuiierungen in der Hinsicht nicht so eindeutig.


Wir sagen z.B." ich kaufe mir morgen etwas zu essen". Dabei verwenden wir das Verb in der Gegenwartsform, obwohl wir über eine Handlung in der Zukunft sprechen.


Wir könnten im Deutschen natürlich auch sagen: Ich werde mir kaufen... usw., aber wir tun das nicht regelmäßig, aber im Griechischen oder Italienischen ist es unabdingbar.


Wer einen die Zeiten klar trennenden Sprachgebrauch hat, für den und dessen Wirklichkeitskonstruktion ist die Gegenwart weniger mit Zukunft vermischt, als wenn Künftiges im Präsenz bezeichnet wird.


Beim deutschen Sprechen und Denken ist es eben leichter, Zukünftiges als Gegenwärtiges zu erleben, denn in unserem Sprechen nehmen wir implizit künftige Gegenwarten vorweg, d.h. wir behandeln die künfitge Gegenwart als eine Gegenwart


Wenn man solche linguistischen Unterscheidungen mit den harten Daten von Schulden konten korreliert - was in Yale gemacht wurde - dann kann man Zusammenhänge konstruieren, die zumindest zu interessanten Hypothesen führen.


Man spart vielleicht wirklich leichter, wenn man die Zukunft etwas gegenwärtiger statt als klar abgetrennt und fern erlebt.