Syrien

Seit immer mehr Syrer die türkischen und libanesischen Flüchtlingslager verlassen und sich auf den Weg nach Europa machen, stellt sich (scheinbar) plötzlich wieder einmal die Frage, die sich ja fast immer stellt, wenn es irgendwo auf der Welt zum Krieg kommt: sich einmischen oder sich raushalten?


Wenn man die Historie der letzten 50 Jahre betrachtet, dann hat sich das Einmischen in interne Konflikte und Bürgerkriege nicht wirklich bewährt. Die Idee, man müsse nur die jeweiligen Potentaten abschießen, dann würde schon "das Gute" (= die Demokratie) sich durchsetzen, hat sich als irrig erwiesen. Solange im Irak Saddam Hussein an der Macht war, ging es der Bevölkerung zwar dreckig (vor allem wegen des Embargos) und viele Leute waren ungerechtfertigterweise eingesperrt, aber die Mehrheit der Bevölkerung konnte trotzdem dort leben, ohne Sorge um das eigene Leben oder das der eigenen Kinder haben zu müssen. Dasselbe gilt für Libyen, für Somalia...


Frieden ist meist nicht das Ergebnis eines Übereinkommens der Gutwilligen, sondern der Einsicht in die Machtlosigkeit gegenüber der höheren ( = größeren) Gewalt eines Machthabers. Wenn der abgeschossen wird, sind die Machtverhältnisse ungeklärt, und es kommt zum Kampf um die Macht - und das in der Regel durch die Anwendung von Gewalt (= Krieg).


Bürgerkriege wie jetzt in Syrien sind die Folge.


Die Einmischungen westlicher Mächte haben eine Reihe solcher Bürgerkriege zur Folge gehabt.


Wenn man also überlegt sich einzumischen, so muss klar sein, dass man auf Dauer oder zumindest für lange Zeit dort bleiben muss, um die Macht, gestützt durch die größeren Möglichkeiten der Gewaltanwendung, auszuüben. Das ist teuer, kostet viel Geld und das Leben der eigenen Soldaten.


Insofern scheint es mir schlauer, sich aus Syrien rauszuhalten und das Geld, das nicht für kriegerische Aktivitäten verwendet wird, für die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen zu verwenden.


Frieden im Nahen Osten müssen die Mächte des Nahen Ostens herstellen. Nur sie können das, wenn nicht erneut Kolonialverhältnisse hergestellt werden sollen. Sie werden das aber nur dann tun, wenn sie die Hoffnung, den Nahen Osten einseitig nach ihren Vorstellungen zu gestalten, aufgegeben haben; das heißt, wenn sie ermüdet und erschöpft sind, die Ressourcen verschwendet und knapp...


Die Russen werden jetzt in Syrien genauso scheitern wie damals in Afghanistan und genauso wie alle anderen, die von außen versucht haben, irgendwo per Gewalt als Friedensstifter zu fungieren.