systemagazin

Heute wird das systemagazin 10 Jahre alt. Guter Grund, dieses Projekt und seinen Schöpfer zu feiern. Denn es handelt sich um die Initiative eines Einzelnen, der sich eigenisnnig und unter hohem persönlichem Einsatz und ohne Aussischt auf finanziellen Gewinn oder Orden und Ehrenzeichen an die (unendlich viele) Arbeit gemacht hat, um dieses Online-Magazin zu schaffen und - noch wichtiger - mit Inhalten und Leben zu füllen: Tom Levold. Wieder mal ein Beweis, dass - auch bzw. gerade wenn man den Fokus auf soziale Systeme richtet - der Einzelne ziemlich viel bewirken kann...


Dass das systemagazin die Ziele des Schöpfers erfüllt (hat und immer nocht erfüllt), kann kaum in Zweifel gezogen werden: Es ist eine Website, in der sich gut nach allen nur denkbaren Inhalten, die für die Szene - von den Soziologen bis zu den Sozialbarbeitern, von den hordcore Theoretikern bis zu den Therapeuten - interessant und relevant sein könnten, suchen läßt. Von einem gut gefüllten Literaturarchiv  bis zu aktuellen Nachrichten wird alles geboten, d.h. es lässt sich fast wirklich alles finden...


Tom Levold leistet mit dem systemagazin einen weiteren Beitrag zur Integration des systemischen Feldes. Einen weiteren, muss man sagen, weil er derartige Funktionen auch schon früher übernommen hat: als Herausgeber von Fachzeitschriften, als Organisator von Kongressen (z.B. des EFTA-Kongresses in Berlin) und ähnlicher Arbeiten, die - wie klassische "Hausfrauenarbeit" - für die Herstellung und Erhaltung einer als "selbstverständlich" erlebten Infrastruktur geleistet werden. Sie gelangen wenig in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit  und werden in der Regel (zu) wenig anerkannt (und bezahlt), eben weil sie erwartet werden und daher nur die Enttäuschung dieser Erwartung in die Beobachtung gelangen würde.


So etwas kann man auf Dauer nur machen, wenn man hinreichend in sich ruht und sich ganz uneitel der Wichtigkeit seiner Aufgabe bewußt ist. Dass Tom solch eine integrative Funktion übernehmen konnte, mag auch damit zusammen hängen, dass er als Soziologe sich nie direkt in Schulenstreitigkeiten von irgendwelchen Parteien vereinnahmen ließ. Gleichermaßen mit der Psychoanalyse wie mit der Systemtheorie, ihren Spielarten und Anwendungen vertraut, konnte er stets die Distanz der Metaperspektive behalten, ohne sich im Parteiengetümmel zu verschleißen.


Diese integratve Perspektive hat es ihm auch ermöglicht, sich mit Michael Wirsching der Mammutaufgabe zu widmen, das "Große Lehrbuch der Systemischen Therapie und Beratung" herauszugeben, an dem fast alle, die zur Zeit im systemischen Feld von Rang und Namen sind, mitgeschrieben haben. Wer schon einmal einen Herausgeberband über irgendein Thema publiziert hat, weiss, dass es im Vergleich dazu eine Kinderspiel ist, allein ein Buch zu schreiben. Denn die lieben Kollegen schreiben nicht alle gleich gut, gute Praktiker sind nicht unbedingt gute Schriftsteller, auf Autonomie gepolte Stars der Szene lassen sich nicht gern in ihrem Expansionsdrang einschränken und sie halten sich nicht gern an Richtlinien für Autoren... usw., usf. Doch auch dies ist ihm und Michael Wirsching gelungen - großartig.


Eigentlich wollte ich ja hier nur eine kurze Notiz mt dem Hinweis auf den 10. Geburtstag des systemagazin platzieren. Nun ist es ein wenig mehr geworden... Und das ist auch gut so!