Systemtheorie reloaded

Ab März 2021 werde ich einmalig mit Timm Richter vier aufeinander aufbauende Online-Seminare zu Systemtheorie und Konstruktivismus und ihrer Anwendung in der Praxis durchführen.


Den roten Faden dazu liefert mein Buch „Formen. Zur Kopplung von Organismus, Psyche und sozialen Systemen“. Dort habe ich in kondensierter Form alles, was ich weiß (besser: zu wissen glaube), zusammengefasst. Die Verdichtung verschleiert allerdings oft, aus welchen theoretischen Traditionen und praktischen Kontexten die dort präsentierten Konzepte stammen; außerdem war aufgrund der Verdichtung ein gewisser Abstraktionsgrad kaum zu vermeiden.


Um den Inhalt auch weniger theorieaffinen Kollegen*innen (die gegenderte Schriftweise ist der Korrektur Timm Richters zu verdanken) zugänglich zu machen, wird im Seminar das Buch zwar als Leitfaden genutzt, aber sein Inhalt für Praktiker*innen aufbereitet.


Da es als Online-Seminar (in diesen Zeiten) zu konzipieren war, konnten wir unsere Phantasie spielen lassen:


Wir haben – gewissermaßen als Seminarraum – eine spezielle Website eingerichtet, für die ich im Laufe des vergangenen Jahres die einzelnen Thesen des Buches (Sätze) kommentiert und erläutert habe. Außerdem habe ich in archäologischer Kleinarbeit die Literatur ausgegraben, der ich die meisten meiner Ideen verdanke (obwohl ja nicht alles, sondern nur das meiste, geklaut ist), und auf die Originaltexte nicht nur als Quellenangabe verwiesen, sondern sie – soweit sie mir relevant erschienen – im Wortlaut zitiert (genannt: „Formen-Collage“). Dies kann jedem, der dort weiterlesen oder –forschen will, eine Hilfestellung bei der Orientierung sein: Niemand muss mehr selber lesen, zumindest nicht das, was ich gelesen habe, denn das Wichtigste findet er dort. (Corona und dem durch sie induzierten Hausarrest sei Dank, sonst hätte ich solch eine Fleißarbeit nie auf mich genommen).


Im Rahmen des Seminars besteht für alle Teilnehmer*innen die Möglichkeit, jede der Thesen mit mir zu diskutieren. Ich werden alle Beiträge, Kommentare, Fragen, Diskussionsbemerkungen, Widersprüche innerhalb von 24 Stunden beantworten. Diese auf Schriftlichkeit setzende Form bietet den Teilnehmer*innen die Möglichkeit, ihr eigenes Tempo und Schwerpunkte selbst zu bestimmen.


Neben diesem schriftlichen Teil gibt es in jedem der vier Seminarblöcke („Sprints“ à 8 Wochen), jede Woche acht Videos (à ca. einer Viertel Stunde), in denen mich Timm Richter zu einzelnen Thesen und theoretischen Konzepten befragt und sie mit mir diskutiert. Jeweils im Wechsel dient die erste Viertelstunde der Auffrischung für diejenigen, die eh schon mit der Theorie vertraut sind (d.h. sie kann von den Theorieafficionados übersprungen werden), die zweite Viertelstunde der Vertiefung. Beide sind auch als Podcasts jederzeit abrufbar. Einmal die Woche gibt es eine zweistündige Video-Live-Session mit uns beiden, und, da wir die Gesamtteilnehmerzahl auf 36 begrenzt haben, die wir in sechs Untergruppen aufteilen, wird es mit jeder der sechs Gruppen eine weitere Session mit uns/mir geben, in der alle von der Gruppe gewünschten Themen im kleineren Kreis diskutiert werden können.


Die Idee dieses Designs ist zum einen, die neu gewonnenen Möglichkeiten der Fernkommunikation und der elektronischen Medien zu nutzen, um allen Teilnehmer*innen eine individuell maßgeschneiderte Gestaltung des Seminars zu ermöglichen, zum anderen aber auch Räume der gemeinschaftlichen Bearbeitung der für die Teilnehmer*innen relevanten Fragestellungen zu ermöglichen.


Das Themenspektrum des Buches und damit des Seminars umfasst – ganz egozentrisch, ich gestehe – all die Praxisfelder bzw. die dazu gehörigen theoretischen Reflexionen, mit denen ich mich professionell beschäftigt habe (allerdings: logisch geordnet). Es beginnt bei der Erkenntnistheorie, schreitet über die Frage, wie Menschen generell ihre Wirklichkeiten konstruieren, zu Fragen der Bildung und Strukturierung sozialer Systeme und ihrer Umwelten, von der Familie zur Organisation, der Dynamik von Massen und der Weltgesellschaft, zu kulturellen Mustern, Konflikten, Ambivalenzen und Ambiguitäten, um dann schließlich bei der Theorie der Psychosen zu landen (was helfen kann – wen wundert’s – viel über die sogenannte „Normalität“ zu erkennen).


Aber man muss das nicht alles mitmachen, man kann sich auch einzelne Abschnitte auswählen. Wenn man alle vier Sprints mitmacht, dann hat man sich ohne inhaltliche Verluste (mehr oder weniger) mein professionelles Leben gespart (aber das kann man sich natürlich auch ohne Teilnahme an diesem Seminar sparen...).


Hier der Link zur Website von Simon, Weber & Friends, den Veranstaltern der Expedition:


https://www.simon-weber.de/veranstaltungen/systemtheorie-reloaded-mit-fritz-b-simon/