Trump vs. Biden

Vergangene Nacht habe ich mir auf CNN die Debatte zwischen Donald Trump und Joe Biden angesehen. Es war wirklich ein Schauspiel und die paar Stunden geopferten Schlafs wert.


Dabei ging es nicht um die Inhalte, denn die waren alle ja schon lange bekannt. Was das Ganze spannend machte, war zu sehen, wie Donald Trump sich selbst zerlegte. Entscheidend war - man hätte den Ton abdrehen können - allein das beobachtbare Verhalten. Das Desaster für Trump fing schon bei seinem Gesichtsausdruck an, der angespannt, ärgerlich wirkte (kein Vergleich zu seiner entspannten Mimik in den Debatten mit Hillary Clinton), nicht ein Lächeln, nur verkniffene Augen. Hinzu kam, dass sein auf der Sonnenbank gebräuntes Gesicht eher rot vor Aufregung wirkte, während Biden mit seiner im häuslichen Keller gepflegte Blässe geradezu vornehm wirkte.


Die vereinbarten Spielregeln besagten, dass zu jeder vom Moderater (Chris Wallace, Fox-News) gestellten Frage jeder der Protagonisten zwei Minuten ununterbrochen antworten sollte. Aber Trump hat jede (!) Anwort von Biden ärgerlich und aggressiv unterbrochen. Er wirkte agitiert (um mal die Termini der psychiatrischen Diagnostik zu nutzen). Er diskutierte mit dem Moderator, genauso aggressiv. Die Tatsache, dass er 1,5 Stunden nicht zu bändigen war und sich wie ein zwölfjähriger, die Freuden der ersten spürbaren Testosteronschübe geniessender Bully auf dem Schulhof verhalten hat, während Biden relativ ruhig blieb, hat ihn gekillt... Er wirkte wie eine Dampfwalze, bei der das durchgedrückte Gaspedal verklemmt ist und die Bremse kaputt. Ohne alle Selbstkontrolle.


Inhaltlich kam hinzu, dass er, als er aufgefordert wurde, sich von den "White Supremacists" zu distanzieren, zu einer offen rassistischen, rechtsextremen Gruppe sagte: "Stand back and stand by!" Das ist für einen amerikanischen Präsident schon ziemlich außergewöhnlich... - und wird von den entsetzten Kritikern auf CNN auch betont und betont und betont...


Dass Trump mit seinem Auftritt die von ihm umworbenen "Hausfrauen aus den Vorstädten" (gibt es die eigentlich noch) gewonnen hat, scheint mir sehr zweifelhaft.


Mein Rat an die Demokratische Partei: Um das Bild, das Trump hier von sich angeboten hat, nicht zu verwischen, sollte Biden auf weitere Debatten verzichten, weil mit Trump offensichtlich nicht auf der Sachebene zu diskutieren ist...