Trump vs. Biden - die Zweite!

In der letzten Nacht fand die letzte Debatte zwischen Donald Trump und Joe Biden statt. Diesmal mit Stummschalttaste für die (ausgezeichnete Moderatorin) Kristen Welker, um Donald Trump ruhig stellen zu können. Sie hat übrigens einen großartigen Job gemacht...


Die Disziplinierung Trumps hat funktioniert. Er hat nicht versucht seinen Widerpart niederzuschreien und sonst irgendwie rumzupöbeln. Was inhaltlich auffiel: Biden hat - befragt - viele Programmpunkte für die nächsten vier Jahre aufgeführt, sehr strukturiert: Punkt 1, Punkt 2 usw. Trump hat keinerlei programmatische Äußerungen abgegeben; die von Biden hat er kommentiert, dass der das ja alles früher hätte tun können.


Biden hat bei Covid gepunktet, auch bei der Frage der Trennung  von 545 Flüchtlingskindern von ihren Eltern ("das sei kriminell"). Trump hat seinen Mangel an Empathie gezeigt, als er meinte, für die Kinder sei gut gesorgt, sie seien ganz sauber untergebracht.


Trump hat bei der Frage nach der Zukunft der Ölindustrie eine ganz gute Phase gehabt, weil er den Eindruck erwecken konnte bzw. Biden zu Äußerungen gebracht hat, die den Anschein erweckten, der sei bereit die Ölindustrie zugunsten des Klimas zu opfern.


Eine Chance, die beide verpasst haben, war die Einladung von Kristen Welker, der schwarzen Communitiy direkt zu erklären, was sie in Zukunft ändern wollen bzw. wie sie deren aktuelle Lage einschätzen (oder so ähnlich). Statt in die Kamera zu schauen und die Zielgruppe direkt anzusprechen haben beide über das Thema gesprochen statt zu den Zuschauern. Das war für Biden schlimmer als für Trump, denn Biden hatte Grund einzugestehen, dass ein Gesetz, das Tausende von Schwarzen in den Knast gebracht hat, auch von ihm zu verantworten war. Er hat zwar gesagt, dass es ein Fehler war, aber das hätte er direkt den (betroffenen) Zuschauern sagen müssen.


Nonverbal war das Verhalten Trumps in diesem Setting, in dem er seinem Widerpart nicht aggressiv in die Parade fahren konnte/durfte, sehr aufschlussreich. Er musste zuhören und sah dabei aus wie ein pubertierender Ladendieb, der vom Hausdetektiv erwischt worden ist. Er schaute bedröppelt, das Unwohlsein trat ihm aus allen Poren. Für mich hat sich daraus die Hypothese ergeben, dass seine übliche aggressive Art auf jeden und alles zu reagieren, was nicht Jubel oder jubelnd ist, seine Methode ist, um dieses - offensichtliche - Sich-nicht-in-seiner-Haut-Wohlfühlen gleich von Beginn an zu verhindern. Er will nicht erwischt werden, und niemand soll merken, dass er Angst davor hat (das ist natürlich jetzt krude Spekulation), deswegen ist für ihn immer Angriff die beste Verteidigung. Wenn er nicht angreifen kann, dann wirkt eir schutzlos.


Das Problem ist: Er ist eigentlich nicht mehr als ein in zu große Schuhe geratener pubertierender Ladendieb...