Trumps Gruselkabinett

Man muss sich ja schon wundern: Da gewinnt Trump einen Wahlkampf, in dem er sich als Anwalt der Witwen, Waisen und Entrechteten im Kampf gegen das Establishment, gegen die Eliten usw. präsentiert, und kaum hat er gewonnen, wählt er Leute für sein Kabinett und seinen Beraterstab, die so etwas wie eine vollkommen unglaubwürdie Karikatur der Elite und des Establishments darstellen - kein Mensch würde sich trauen, so etwas zu erfinden, Romane, die diese Personalwahl ausmalen würden, hätten keine Chance über das Groschen-Heftchen-Stadium hinaus zu kommen.


Da sind zunächst mindestens drei Goldman-Sachs-Banker, drei Generäle (einer davon offensichtlich aufgrund deutlicher paranoider Züge nicht vollkommen bei Sinnen), mehrere Milliardäre, drei CEO's multinationaler Konzerne, so soll z.B. der Chef von Exxon Mobil Außenminister werden, ein Leugner des Klimawandels Energieminister, der Chef einer Hamburger-Kette, die vorwiegend prekär Beschäftigte als Mitarbeiter hat und der gegen den Mindestlohn ist, Arbeitsminister, das Bildungsministerium übernimmt eine Milliardärin, die vor allem Privatschulen fördern will... usw.


Ich weiss ja nicht, wie die "abgehängten weißen Männer", die angeblich Trump gewählt haben, das sehen. aber mir scheint nicht, dass da irgendwer in der Regierng Trump sitzen wird, der ihre Interessen im Kampf gegen "die Eliten" vertritt. Ganz im Gegenteil: Hier zeigt sich ein Schritt zurück zu feudalen Strukturen, nur dass es eben der Geldadel ist und nicht der "Blutadel" (nennt man das so?). Macht hat, wer Geld hat, Geld hat, wer Macht hat. Es ist sicher kein Zufall, dass die Worte "reich" (und ihr Äquivalent in etlichen Sprachen)  und "rex" (=König) dieselbe Herkunft haben...


So sehr man den Ärger der Wutwähler nachvollziehen kann, die Wahl von Trump dürfte ihnen nicht wirklich helfen, denn ihr Wunschpräsident macht jetzt Klassenkampf von oben. (Ich habe ja schon immer vermutet, dass Wahlen so etwas wie Intelligenztests sind. Wählerbeschimpfung? Nein, eher Mitleid. Ergebnis des lausigen amerikanischen Bildungssystems, das durch die Förderung von Privatschulen sicher noch weiter in den Abgrund geschubst wird.)


Ich habe jedenfalls beschlossen, die Milliarden Dollar, die ich in US-Aktien investiert habe, erst mal zu behalten...