Vice

Noch ein Film: Das Wort "Vice" ist ja doppeldeutig: Zum einen kann es im Sinne von "Laster", speziell derart, wie sie den "guten" Sitten widersprechen, verstanden werden (wie in "Miami Vice"), zum anderen kann sie als Kennzeichnung einer Stellvertreter- oder "Zweiter-Mann/Frau"-Rolle (wie in "Vizepräsident/in") gelesen werden. Beides war wahrscheinlich gemeint, als der Film über den ehemaligen Vizepräsidenten der USA, Dick Cheney, mit diesem Titel versehen wurde.


Ein sehenswerter Film, der das Bild eines machtgeilen und über Leichen gehenden Menschen (inzwischen wohl "typischen" Vertreters der Republikanischen Partei der USA)  zeichnet. Er dürfte wahrscheinlich wirklich - wie im Film skizziert - für den Einmarsch im Irak nach dem Einsturz des "World Trade Centers", 2001, weitgehend verantwortlich sein bzw. eine entscheidende Rolle gespielt haben (zusammen mit seiner Seilschaft aus Rumsfeld, Wolfowitz und dem offenbar wirklich ziemlich beschränkten George W. Bush).


Der Film karikiert diese Personen, aber das ist ja oft hilfreich, um bestimmte Charakterzüge einer Person zu verdeutlichen.


Was mir in dem Film zu kurz kam, war die Funktion der großen und mächtigen Interessengruppen und des großen Geldes, das seit inzwischen mehr als dreißig Jahren ganz ungeniert die amerikanische Politik bestimmen (vor allem seit der Entscheidung des Obersten Gerichts, dass Unternehmen als juristische Personen dieselben Rechte wie natürliche Personen haben und sich in den Wahlkampf einmischen können, wie sie wollen) . Der Film ist m.E. viel zu personenorientiert, um der Korruptheit des Systems auch nur annähernd gerecht zu werden. Allerdings zeigt er die Korruptheit der Akteure, die sicher nicht ohne die Korruptheit des Systems eine solche Macht erhalten hätten und daher auch nicht solch eine destruktive Wirkung auf den Zustand der Welt hätten haben können...