Virologie für jeden...

Heute kommt die deutsche Ausgabe des Buches „Die geheimnisvolle Reise der Viren“ auf den Markt. Über die Autorin, Ilaria Capua, habe ich hier vor ca. zwei Wochen schon einmal geschrieben und ihre, das Feld der Virologie verändernde Rolle („Disruption in den Wissenschaften“) beleuchtet; sie bestand darin, die von ihr vollzogene Sequenzierung der Vogelgrippe-Viren im Internet zu publizieren. Eine Vergemeinschaftung von Wissen, die Schule gemacht und dazu beigetragen hat, dass in der Corona-Pandemie schneller als je eine Vielzahl von Impfstoffen entwickelt werden konnten.


Das Buch, das sie jetzt - zunächst in Italien - publiziert hat, dient einem ähnlichen Ziel: Vergemeinschaftung von Wissen. Es liefert - so zumindest das offizielle Ziel - Kindern und Jugendlichen eine Einführung in die Virologie. Es geht also nicht allein (oder in erster Linie) um Corona-Viren, sondern um das ganze Bestiarium: Grippeviren (selbstverständlich), Masernvirus, Herpes, HIV (ebenso selbstverständlich), aber auch die (im Moment noch) exotischeren Viren wie das Tabak-Mosaik-Virus, Zika-, West-Nil-Virus, Ebola-, Hanta-, Rift Valley Fieber-, Lassa-, Marburg- usw. -Viren.


Und es beschreibt, wie Viren reisen, und welche Transportmittel sie nutzen: von Frachtschiff bis zur Schildkröte. Von Afrika nach Amerika, von China um die Welt.


Der italienische Verlag schreibt, das Buch sei für Leser ab 9 Jahren geeignet, der deutsche Verlag hat es einem Biologie-Lehrer zu lesen gegeben, und der meinte, es sei ab 11 Jahren geeignet. Offenbar sind italienische Kinder schlauer als deutsche (oder die Schulen früher dran mit interessanten Stoffen).


Das Buch ist aber auch für jeden Erwachsenen höchst lehrreich - wenn er nicht eh schon Virologe ist. Ich habe jedenfalls, als ich das Buch übersetzt habe, ziemlich viel gelernt (obwohl ich ja mal Medizin studiert habe). Zum Beispiel war es für mich vollkommen neu, dass sich Grippe-Viren sexuell fortpflanzen. Da sie auf diese Weise zwangsläufig aufgrund die Mischung der DNA zweier „Eltern-Viren“ jeweils in der „Kind“-Generation eine neue genetische Struktur aufweisen, müssen jedes Jahr die Grippe-Impfstoffe neu konstruiert werden... usw.


Frau Capua wird jedenfalls mit diesem Buch wieder einmal ihrer Rolle als Aufklärerin gerecht. Dass ich das Buch jedem empfehle, brauche ich wohl nicht extra zu betonen (andernfalls hätte ich es sicher nicht übersetzt).