Waffen für die Ukraine?

Wenn man die Diskussionen auf der Münchner Sicherheitskonferenz und auch in den Zeitungen, Talkshows etc. verfolgt, so stellt sich im Moment die Frage, ob man die Ukrainische Armee mit Waffen versorgen sollte. Eine Frage, die einiger prinzipieller Überlegungen wert ist.

Auf den ersten Blick scheint es ja logisch nachvollziehbar, wenn man sagt, die Ukraine muss den Separatisten (= Putin) etwas entgegen setzen können. Wenn es keine Waffengleichheit gibt, hat sie eh schon verloren. Das ist sicher richtig. Aber - wenn man nüchtern von draußen auf die Lage schaut - dann verliert sie auch mit Waffen. Wie der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr (Kujat) so schön sagte: "Wenn die Russen ihre regulären Truppen einsetzen würden, dann könnten sie in 48 Stunden die ganze Ukraine besetzen..." Also: Mit kriegerischen Mitteln ist die Ukraine nicht zu halten.

Die besonders von US-Politikern wie McCain, die auch schon den Irak-Krieg toll fanden, vorgebrachte Argumentation, man müsse den Preis für die Russen erhöhen, ist schwachsinnig. Ich habe mich ja ein paar Jahre mit der Logik von Kriegen beschäftigt, und der Schluss, der sich beim Studium der Geschichte und der Logik von Eskalationen zeigt, ist, dass der Versuch, der feindlichen Seite zu schaden immer nur zu Eskalationen führt, deren Verlauf nicht vorher zu sehen ist.

Kriege laufen so lange, wie mindestens eine Seite denkt, sie könnte gewinnen bzw. wie beide Seiten denken, sie könnten verhindern zu verlieren. Die russische Seite denkt im Moment sicher, dass sie gewinnen kann. Und damit hat sie recht - militärisch und kurzfristig. So wie die USA den Irak-Krieg erst mal "gewonnen" haben. Langfristig gibt es nur Frieden, wenn beide Parteien damit einverstanden sind. Deshalb sind militärische Siege so wenig wert. Deswegen wird sich Putin auch hüten, nach Kiew zu marschieren. Denn dann hätte er die Ukrainer, die nicht zu Russland, sondern zum Westen gehören wollen, gegen sich. Und deren Kontrolle käme auf Dauer ziemlich teuer.

Die Folgerung ist, dass man keine Kriege führen sollte, die man nicht gewinnen kann; und wenn man sie militärisch gewinnen kann, dann sollte man nur dort gewinnen wollen, wo der Frieden nachher wahrscheinlich ist. Und das ist eben nur in den seltensten Fällen gegeben...

Also: Verhandeln, verhandeln, verhandeln. Nicht einmal Sanktionen dürften sich wahrscheinlich als sinnvoll erweisen, wenn man genauer hinschaut. Nehmt das viele Geld lieber und baut die West-Ukraine zu einem Musterländle auf, dann laufen den Separatisten und Russen die Leute weg. Klar, es ärgert, wenn man jemanden mit Rechtsverletzungen etc. durchkommen läßt. Aber auf Dauer kann man ein Land nicht gegen den Willen der Bevölkerung halten... Auch Saddam Hussein wäre wahrscheinlich nicht mehr im Amt, wenn man nicht interveniert hätte, und den Menschen im Irak und Syrien ginge es besser (ohne IS usw.).