Warum die FDP ihre Wähler verliert...

Eine der bewährtesten Scheiterstrategien (die ausführlich von Paul Watzlawick und seinen Kollegen in Palo Alto beschrieben wurde) besteht darin, von einer vermeintlichen Problemlösemethode, die nicht zum Ziel führt, „mehr desselben“ zu praktizieren. In der Regel geschieht dies, wenn man seinem Handeln falsche Prämissen/Hypothesen über die Genese eines Problems bzw. die Genese seiner Lösung zugrunde legt. Dies ist – so scheint mir – im Moment auch bei der Politik der FDP zu beobachten, und es kann die sich häufenden Wahlniederlagen erklären.


Bei der letzten Bundestagswahl haben, wie die Wähleranalysen zeigen, überraschend viele junge Wähler die FDP gewählt. Ein Grund dafür mag sein, dass sie die von der FDP proklamierte Freiheit hochschätzten, ein anderer, dass Olaf Scholz in seiner bürokratischen Bräsigkeit eher unsexy erschien und man sich nicht von ihm repräsentiert sehen wollte, die Linke und die AfD als in ihren extremen Positionen idiotisch angesehen wurden, und auch die Grünen teilweise als zu radikal angesehen wurden. Und Christian Lindner als relativ junger Mann schien für frischen Wind zu stehen, die Personifizierung der Zukunftsorientierung.


Seit die FDP aber in der Regierung ist, sind die mit ihr verbundenen Phantasien geplatzt. Die Mitglieder der Regierung haben sich als systematische Bremser, als rückwärtsgewandte Veränderungsverhinderer gezeigt. Und das in Bereichen, die – wie wiederum Umfragen (etwa das ZDF-Politbarometer) zeigen – den jüngeren Wählern besonders wichtig sind. An erster Stelle ist hier der Schutz des Klimas zu nennen. Kein Tempolimit, Rettung des Verbrenners, mehr Autobahnen usw. – ganz generell eine Politik, welche die FDP eher als Lobbygruppe der alten Industrien, nicht aber als Anwalt der nächsten Generation (und damit sind nicht nur, aber auch die Klimakleber gemeint) erscheinen lassen. Es scheint, dass sich diese Partei an Werten des 20. Jahrhunderts orientiert, als z.B. das Auto noch als Statussymbol und Mittel der eigenen Unabhängigkeit verstanden wurde. Heute sind Autos für die unter 30-Jährigen im besten Fall noch nützliche Transportmittel, Porschefahrer finden sich da eher selten.


Jetzt, nach den fünf Wahlniederlagen, ist die Generation Kubicki – sicher auch kein Typ, um dessentwillen die FDP von Jüngeren gewählt wird – auf die glorreiche Idee gekommen, mehr desselben, d.h. der Blockadepolitik zu betreiben, um das „Profil“ zu schärfen. Meine Diagnose: Das Problem der FDP ist, dass dieses Profil in diesem Jahr der Regierungsbeteiligung schon scharf genug geworden ist, so dass auch Kurzsichtige es noch deutlich erkennen. Die Folge dürfte sein, dass auch die in diesem Jahr anstehenden Wahlen krachend verloren gehen.


Einer Bewertung dieser Niederlagen will ich mich hier enthalten. Dies sollte auch keine Wahlempfehlung für irgendeine Partei sein (auch keine Bewerbung um einen Beratungsauftrag) ...