Bilder der neuen Sachlichkeit: Von Rittern und Frau Trump auf dem Schlachtfeld

Vergangene Woche hatte sich Frau Trump im Interview auf zwei amerikanischen Sendern zu Wort gemeldet. Spiegel online berichtete darüber ausführlich. Das Interview war gut zur besten Sendezeit platziert. Gefolgt von einem weiteren Interview im Anschluss daran.


Schnitt. Frau Trump geht einen Schritt weiter. Sie traut sich nun durch ihre gestrige Rede direkt aufs Schlachtfeld des US-amerikanischen Wahlkampfs.


Mir geht es vornehmlich nicht darum, was Frau Trump jeweils gesagt hat. Mit geht es eher darum, wie virtuos die Medien Trumps Bemühen orchestrieren, sich in  emotionaler Sachlichkeit zu üben / üben zu wollen.


Frau Trump verlieh vergangene Woche in den beiden Interviews ihrer Überraschung Ausdruck, als sie auf das berühmte Interview angesprochen wurde, in dem ihr Mann sich vor mehr als 10 Jahren sexistisch geäußert hatte. Sie hätte nicht mehr den Mann wieder erkannt, den sie kennen würde. Und im übrigen würde sich so etwas, was ihr Mann gesagt hatte, nicht gehören. Um dann mit den gleichen Worten natürlich zurück zu rudern, wie ihr Mann es bereits getan hatte. Es wäre doch nur "Boys Talk" gewesen. Jungs würden eben im Alter der Heranwachsenden so reden. Dabei hätte der Interviewer ihren Mann auch angestachelt. Und dass da noch ein Mikrophon angeschaltet gewesen wäre, hätte doch niemand ahnen können.


Frau Trump sucht immer genauso wie ihr Mann Unterschlupf bei Verschwörungstheorien, um heile aus der Sache rauszukommen. Diese funktionieren doch immer so, wie man es sich zurechtlegt und wie man es denn so braucht.


Um schließlich ihrem Mann dann in der virtuellen Arena einfach zu verzeihen. Es menschelt eben auch im amerikanischen Wahlkampf.


Verschwörungstheorien eignen sich hervorragend als kommunikative Waffen auf dem Schlachtfeld. Geht es doch nur darum, wie überzeugend d.h. nachdrücklich sie den Gegner treffen können. Er soll angeschlagen werden. Und zum Ende des Spiels wird er ausgezählt.


Der Spiegel sieht in den Interviews den möglichen Versuch mehr "Sachlichkeit", wie er es nannte, in die heiße Phase des Wahlkampfs zu bringen. Vielleicht, so der Spiegel, könnte jetzt wieder mehr "Normalität" in den Wahlkampf einkehren. Wodurch sind Normalität und Sachlichkeit aber gekennzeichnet? Der Spiegel kann sich vorstellen, dass Trumps Anhänger es Frau Trump hoch anrechnen würden, dass sie sich überhaupt einem Interviews gestellt hätte.


Und jetzt noch die öffentliche Rede von Frau Trump im Wahlkampfzelt. Inhaltlich wird Frau Trump zumindest von deutschen Medien Scheinheiligkeit attestiert. Bestenfalls würde sie die Rolle einer Leumundszeugin spielen. So viel zum Inhalt dessen was Frau Trump gesagt hatte.


Was hat all dies aber mit neuer "Sachlichkeit und Normalität zu tun? Nun, schaltet man mal den inhaltlichen Ton von Rede und Interviews ab, bleibt der Mut (oder die Verzweiflung) von Trump, sich überhaupt der Öffentlichkeit zu stellen. Der Mut sich auf das Schlachtfeld zu wagen. Im Hexenkessel der Weltöffentlichkeit Leumund zu spielen und zu wissen, dass man entweder (bestenfalls) ausgelacht wird oder aber medial zerrissen.


Vielleicht sind dies ja Merkmale von neuer "Sachlichkeit" und "Normalität", dass man sich als (Möchtegern-) Politiker (-Gattin) nämlich zeigt, jede Gelegenheit nutzt auszuteilen, mit den Waffen zu klappern, immer noch eins draufzulegen, sich an der eigenen brutalen Standfestigkeit zu ergötzen, nämlich (noch) nicht umgefallen zu sein. Dabei sein ist alles.


Ich erinnere mich an so manchen (filmischen) Ritterkampf. Ich erinnere mich an die Brutalität des Blutvergießens, den Mut der Helden, die Schlagkraft der Waffen .....aber auch daran, das so mancher Ritter, das Schwert noch in Händen, geschützt durch Rüstung und Harnisch, wie unverletzlich wirkend, dasteht und auf einmal einfach umkippt. War er doch schon zuvor durch die gegnerische tödlich Waffe getroffen und nur die eherne Rüstung noch für einen Moment aufrecht gehalten, bevor die Rüstung dann einfach zusammengeklappt ist.


http://www.spiegel.de/politik/ausland/melania-trump-verteidigt-donald-trump-was-nuetzt-es-im-wahlkampf-a-1117054.html