Burka aus Fleisch

Der päpstliche Kulturrat im Vatikan widmet sich in einem Papier der "Kultur der Frau". Dort heißt es: Schönheits-OPs richteten sich aggressiv gegen die weibliche Identität. Sie würden die weiblichen Ausdrucksmöglichkeiten amputieren. Die Schönheitschirurgie wird dann schließlich als "Burka aus Fleisch" bezeichnet. Würde doch hierdurch das ursprüngliche Aussehen von Frauen verhüllt werden. Auch wenn Frauen selbst zu einer solchen OP entscheiden würden, so hafte diesem Verhalten etwas unfreiwillig Aufgezwungenes, also Frauenfeindliches an.


Gleicher päpstlicher Kulturrat wirbt schließlich dann in einem über alle Sender, auch international, weit ausgestrahltem Werbespot für eine Konferenz zu diesem Thema mit einer, wie es im italienischem Fernsehen nicht gerade unüblich ist, attraktiven Blondine, der äußerst attraktiven Schauspielerin Nancy Brilli. Sie lädt Frauen ein durch Selfies über Twitter #lifeofwomen ihre Meinung zum Thema kundzutun.


Der Papst ist mutig. Wagemutig?


Einerseits gut so, dass er die Manipulation am weiblichen Körper anprangert. Gut so, dass er sich für die Integration von weiblichem Körper, weiblicher Identität und weiblichem Selbst-Ausausdruck stark macht. Gut so, dass er Frauen direkt anspricht. Gut so, dass er die Mechanismen der Medienvielfalt nutzt, um genügend Aufsehen in eigener Sache zu erregen, um anschlussfähig zu sein.


Gut so, dass er mutig genug ist, auch im eigenen Lager der katholisch-christlichen Frauenwelt zu polarisieren.


Wagemutig ist aber der Burka-Vergleich. Bezieht der päpstliche Kulturrat doch hierdurch eine andere Religion in den Diskurs mit ein, indem er ein wesentliches Ausdrucksmerkmal derselben stigmatisiert. Insoweit vermischen sich die gewiss unbedingt erforderliche Gender-Debatte mit einer diskreditierenden Debatte über Religionen, die im aktuellen globalen Klima, da nur ideologisch und politisch geführt, sehr brisant ist. Meines Erachtens schießt sich besagter päpstliche Kulturrat hierdurch ein Eigentor.