Chinesen: vom Fußball, der Liebe und der Börse

Das Manager Magazin spricht von der 10-Billionen-Dollar Aktienblase in China. Die Marktkapitalisierung an zwei chinesischen Börsen steigt rasant. Hiergegen nehmen sich die deutschen Börsen wie Winzlinge aus. China ist inzwischen weltweit die Nummer 3.


Chinesische Anleger träumen von himmlischen Entwicklungen, von Reichtum, von persönlichem Glück. Unerwähnt bleibt dann oftmals, dass vieles auf Pump gekauft ist. Und durch irdenes Unglück zerbrechen kann.


Chinesen haben ein seltsames Verhältnis zum Geld. Man könnte darüber lachen. Mich stimmt es insoweit nachdenklich, als Chinesen Geld mit Beziehung, mit Erfüllung in der Beziehung gleichzusetzen scheinen. Hier ein Beispiel.


Die chinesische Freundin eines deutschen Kollegen, den ich bei einer Weiterbildung traf, erzählte mir, dass seine Freundin abends im Urlaub ganz freudig eine Liste der Beträge aufstellen würde, die man (er hatte in der Regel mehr bezahlt) tagsüber ausgegeben hätte. Auf seine Frage hin, warum sie dies tun würde, entgegnete sie ihm, dass sich in der Höhe der ausgegebenen Beträge die Bedeutung der Beziehung von ihm zu ihr spiegeln würde. Sie hätte dies ganz aufrichtig und überzeugt gesagt.


Leben Chinesen im Glauben, dass man dann glücklich werden kann, wenn Geld (-beziehung) an die Stelle von zwischenmenschlicher Beziehung tritt? Leben sie vielleicht in einer gefühlten Zeit wie die Menschen im Westen vor vielen vielen Jahren, als Geld die Beziehung der Menschen und der Gesellschaft zu prägen begann? Karl Marx lässt grüßen.


Wie aber kann dann der offizielle politische Aufruf Xi Jipings verstanden und vor allem umgesetzt werden, aus China eine der bedeutsamsten Fußballnationen der Welt zu machen? Will er doch tatsächlich die Nummer 1 Asiens werden. Dann Weltmeister und dann noch die Weltmeistershaft in China ausrichten lassen.


Fußball ist ein Mannschaftssport. Chinesen sind aber keine Mannschaftspieler. Wohl Top Solisten und Einzelathleten. Wie kann also Mannschaft (-Sport) gehen oder ein Sport, der auf gelebter Beziehung, auf Beziehungsfähigkeit aufbaut? Wie ein sensibel auf die Beziehung der Spieler untereinander abgestimmtes meisterliches Spiel? Also doch, Beziehungsfähigkeit durch Geld erkauft?


China scheint die Quadratur des Beziehungskreises zu wollen. Traditionell leben Chinesen Beziehung anders als wir im Westen es gewohnt sind. Hat doch einer der bedeutsamen Nachfolger von Konfuzius, genannt  Menzius,  schon vor vielen Jahren die Pflicht zum Ungehorsam gefordert. Eine Pflicht, die heute noch im sozialen Gen Chinas steckt.