Corona-Maßnahmen-Wettkampftag, 
oder: da fehlt doch was

Wieder ein Corona-Maßnahmen-Wettkampftag.


Die Bestimmung von Coronamaßnahmen gelingt am besten im Zusammenspiel von Legislative, Exekutive und Judikative. Im Idealfall. Der Alltag gestaltet sich jedoch anders. Dies ist einerseits der föderalen Meinungsbildung geschuldet. Die ist ja gar nicht so schlecht. …….in einigermaßen ruhigen d.h. überschaubaren Zeiten (durch Corona bedingt kann man dies nicht über die aktuelle Zeit behaupten)……... Andererseits brauchen Menschen einfach länger, sich mit etwas anzufreunden, was schmerzt, was Verzicht mit sich bringt oder Ungemach hervorruft. Psychologie, Lehrer und erfahrene Eltern können davon sicherlich ein Lied singen.


Die Art von gesellschaftlicher Ungemach schürt ein heftiges Feuer von Auseinandersetzung, gegenseitiger Besserwisserei, Verwerfungen, Glaubenskriegen, demütigen Glaubensbekenntnissen, esoterischen Verblendungen, politischen Irrungen oder gar politischem Kampf in der Republik. Es ist eben nicht so einfach wie Politik sich das vorstellt. Glaubt man doch dort (vor allem) an besagten Dreiklang. Inzwischen hat sich unmissverständlich gezeigt, dass da etwas fehlt.


Werden Regeln erlassen, so war vor vielen Jahren eine meiner ersten wichtigen Lesson-Learned-Erfahrung, dass man besser keine Regeln erlässt (ín der Hoffnung, dass sie auch funktionieren würden, sobald sie erlassen sind) ohne Sanktionen sprich Konsequenzen zu benennen.


Natürlich reicht dies auch nicht einfach so aus (siehe die Kommentare erfahrener Eltern). Sanktionen müssen umgesetzt und eingehalten werden. Hierfür gibt es mindestens zwei probate Mittel, findige Politiker graben bestimmt noch mehr aus.


Einerseits braucht man so etwas wie Überprüfung, Aufsicht, Kontrolle (auch wenn dies Wort sicherlich sich nicht so freundlich anhört). Auf jeden Fall guten Kontakt und eine entsprechende Wahrnehmung (sonst tanzen einem die Kinder auf der Nase herum). Ich weiß, mündige Bürger sind keine Kinder. Und doch zeigen sich in Zeiten wie den diesen Menschen sich mit ihren sehr verlässlich funktionierenden Verhaltensmustern. Diese sind recht stabil und einem auf den Leib geschrieben. Es wäre interessant zu schauen, welche typisch deutsch oder mitteleuropäisch zu bezeichnende Verhaltensmuster es wohl sein könnten, die jetzt wie automatisch funktionieren. Will dabei nicht gleich auf die Neigung vieler zu sprechen kommen, die sich zu gewissen Zeiten selbst-fürsorglich mit (offensichtlich zu viel) Klopapier eindecken. Es gibt noch viel subtiler entwickelte Muster.


Andererseits braucht Politik so etwas wie die Edukative, ich nenn sie mal so. Sie, so scheint die aktuelle Krise zu zeigen, könnte die vierte ……kative im politischen Kleeblatt sein.


In Psychologie und Psychotherapie weiß man um die Bedeutung von Psychoedukation. Diese dient dazu Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten für einen gesundheitsförderlichen Lebensstil zu ermöglichen. Es geht also nicht (nur) um Information, um Kenntnisse, um wissenschaftliche Forschung sowie einen diesbezüglichen Diskurs sondern auch um die überzeugende Vermittlung sowie das Einüben von diesbezüglichen Fertigkeiten. Politische Appelle reichen also nicht aus. Überzeugen doch nicht die Informationen sondern die Menschen nämlich die Politiker in der Mensch-zu-Mensch-Kommunikation.


Könnte Politik also gerade jetzt mit diesem politischen Kleeblatt näher am Bürger sein? Könnte Politik gerade hierdurch ein (eigenes) Angstbewältigungstraining erfolgreich absolvieren und die Angst vor sich selbst verlieren? Könnte Politik gerade hierdurch wieder an Profil und Überzeugungskraft gewinnen?


Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.